Schüttler vom Profi zum Düsseldorfer Turnier-Retter

Düsseldorf (dpa) - Rainer Schüttler hat in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Spieler empfangen, Hotels buchen, Sponsoren treffen oder mit Handwerkern über die Verlegung von Starkstromkabeln entscheiden - vor dem Start des Power Horse Cups im Düsseldorfer Rochusclub ist er ein Mädchen für alles.

„Es ist schon Wahnsinn, was bei so einem Turnier alles anfällt und wie viele Leute hinter den Kulissen damit beschäftigt sind“, sagte der 37-Jährige Schüttler der Nachrichtenagentur dpa.

Früher als Tennisprofi war dem gebürtigen Korbacher das nie bewusst. „Da fährt man zu den Turnieren, spielt, schimpft, wenn etwas schlecht läuft und wenn man rausgeflogen ist, checkt man im Hotel aus und reist zur nächsten Veranstaltung“, erzählte die einstige Nummer fünf der Welt. Nun ist er selbst dafür verantwortlich, dass sich die Spieler wohlfühlen und alles reibungslos über die Bühne geht.

Zusammen mit dem früheren Boris-Becker-Manager Ion Tiriac hat er im vergangenen Jahr von der Herren-Tennisorganisation ATP die Lizenz für die Veranstaltung in Düsseldorf erworben. Seit 1978 war auf der familiären Anlage am Rolander Weg der World Team Cup ausgetragen worden, in den Hochzeiten der inoffiziellen Mannschafts-WM machten Stars wie Boris Becker, Stefan Edberg oder Pete Sampras in Düsseldorf Station.

Doch im Laufe der Zeit verloren Zuschauer, Medien und Stars das Interesse an dem Format, weshalb die Organisatoren um Turnierdirektor Dietloff von Arnim im vergangenen Jahr am Scheideweg standen. Trotzig weitermachen wie bisher? Ganz aufhören? Oder ein ATP-Turnier der 250er Serie? Eine Zeit lang stand alles auf der Kippe, doch dann kam Schüttler ins Spiel.

„Ich war jahrelang Sonderbotschafter des World Team Cups und kannte die Verantwortlichen um den damaligen Turnierleiter Horst Klosterkemper und von Arnim daher sehr gut“, berichtete Schüttler, wie er vom Tennisprofi zum Turnier-Retter wurde. „Es gab damals einige Interessenten für die Lizenz, aber alle aus dem Ausland. Da habe ich mir gesagt, warum kaufe ich das Ding nicht selbst.“

Rund 1,6 Millionen Euro soll die Gebühr gekostet haben, doch Schüttler will nicht über Geld reden. „Ich will etwas für das deutsche Tennis tun“, sagte der „Shaker“, der 2003 im Finale der Australian Open stand und ein Jahr später zusammen mit Nicolas Kiefer in Athen Olympia-Silber im Doppel gewann.

Seine einstigen deutschen Kollegen und jetzigen Nachfolger auf der Tour honorieren den Einsatz Schüttlers. In Tommy Haas, Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer hat die komplette deutsche Elite zugesagt, eine Woche vor den French Open in Düsseldorf dabei zu sein. „Vor allem Tommy ist natürlich ein tolles Zugpferd“, sagte Schüttler.

In Janko Tipsarevic, Nicolas Almagro und Juan Monaco kann Schüttler zudem drei internationale Top-20-Spieler begrüßen. „Ich denke, die Mischung stimmt und bin überzeugt, dass die Zuschauer das neue Turnier annehmen werden“, sagte Schüttler. Bis es am Sonntag richtig losgeht, hat er aber noch einiges zu tun. Statt zum Tennisschläger greift er in diesen Tagen immer wieder zum Handy. Am anderen Ende der Leitung: Sponsoren, Spieler und Handwerker.