Serena Williams will noch besser werden
Istanbul (dpa) - Nach dem krönenden Kraftakt ihrer besten Saison mochte Serena Williams ihren Tennisschläger nicht mehr sehen.
„Ich werde sicher für eine Weile nicht mehr mit meinem Kumpel Wilson abhängen. Wir brauchen etwas Abstand, auch wenn ich ihn liebe“, scherzte die Tennis-Regentin nach dem Gewinn ihres vierten WM-Titels. Für die müde Williams war der Triumph von Istanbul, den sie mit einem Drei-Satz-Sieg im Finale gegen Li Na besiegelt hatte, der Höhepunkt einer fast perfekten Saison.
78 Erfolge in 82 Spielen und elf Turniersiege dokumentieren die Dominanz der Amerikanerin, die das Jahr zum dritten Mal nach 2002 und 2009 als Weltranglisten-Erste beenden wird. „Es war ein fantastisches Jahr“, sagte die 32-Jährige. Und geht es nach ihrem Trainer Patrick Mouratoglou, muss sich die Konkurrenz auch 2014 auf eine übermächtige Williams einstellen. „Wir haben schon über die Ziele 2014 gesprochen, wie es noch besser werden kann als diese Saison, weil ich es für möglich halte“, erklärte der Coach.
Noch besser? Seit Steffi Graf 1989 insgesamt 86 ihrer 88 Matches gewann, konnte niemand mehr eine bessere Bilanz vorweisen als Williams 2013. Nur sieben andere Spielerinnen haben in der Geschichte ebenfalls mindestens elf Turniere in einem Jahr gewonnen. Und mit der Preisgeld-Summe von mehr als zwölf Millionen Dollar hat Williams so viel in einer Tennis-Saison verdient wie nie eine Frau zuvor. Allein der Serbe Novak Djokovic scheffelte 2011 noch mehr.
Doch die 17-malige Grand-Slam-Siegerin hat noch lange nicht genug. Nach ihrer wohlverdienten Ruhepause strebt Williams weiteren Bestmarken entgegen. „Sie liebt das Tennisspielen, sie liebt das Gewinnen, sie will die Nummer eins bleiben, sie will weiter siegen - und sie will besser werden“, kündigte Trainer Mouratoglou an.
Anders als die 49 Tage ältere Tennis-Ikone Roger Federer, die zuletzt ungewohnt viele Niederlagen kassierte, scheint Williams jetzt auf dem Höhepunkt ihres Schaffens zu sein. „Sie steht heute bei 100 Prozent ihrer physischen Kräfte. Sie ist top drauf“, versicherte ihr Coach. Die harte Trainingsarbeit zur Vermeidung von Verletzungen habe sich ausgezahlt. Williams ist fit wie nie - und besticht zudem mit enormem Willen und geballter Entschlossenheit.
So erzwang sie auch den Triumph im „Sinan Erdem Dome“ von Istanbul. Schon im Halbfinale gegen Jelena Jankovic wirkte sie müde, im Endspiel gegen Li Na mobilisierte sie dann die allerletzten Reserven. „Keine Ahnung, wie ich da durchgekommen bin. Es war ein echt langes Jahr“, schnaufte Williams, ehe sie den schlichten Silberpokal für die Weltmeisterin noch einmal herzte. Wohl niemand zweifelte in diesem Moment, dass die Tennis-Herrscherin schon bald die nächsten Trophäen liebkosen darf.