Kerber nach „sehr gutem“ Jahr: Nächsten Schritt machen
Istanbul/Berlin (dpa) - Ein Trainingsziel hat sich Angelique Kerber schon lange vor der neuen Saison gesteckt. Mit einem größeren Taktik-Repertoire will sich die Norddeutsche auch 2014 unter den Besten der Tennis-Szene etablieren.
Die Kämpferin, Konterspielerin und Künstlerin der Defensive möchte, dass mehr und mehr auch andere Attribute ihre Spielweise charakterisieren: Aggressivität, Angriff, Alternativen.
„Ich denke, der nächste Schritt ist, beide Sachen zu spielen, defensiv zu spielen, aber auch die Schüsse zu wagen und aggressiv zu spielen“, erklärte die Linkshänderin nach ihrer letzten Partie des Jahres bei der Tennis-WM in Istanbul. Daran hatte sie auch schon zuletzt gearbeitet. „Ich muss auch meinen Aufschlag ein wenig verbessern, diese Dinge werde ich in der Vorbereitung trainieren.“
Andere Topspielerinnen wie die Tschechin Petra Kvitova haben noch mehr Möglichkeiten, ihre Gegnerinnen unter Druck zu setzen - das bekam die Kielerin auch beim WM-Aus zu spüren. Ihr zweiter Aufschlag lässt zudem noch zu oft direktes Attackieren zu.
Von dem Eliteturnier der besten acht Tennis-Damen der Saison konnte sich Kerber dennoch mit einem guten Gefühl verabschieden: Beim 7:6 (7:3), 2:6, 3:6 gegen die frühere tschechische Wimbledonsiegerin Kvitova fehlte nicht viel für einen Platz unter den besten Vier. Die Weltranglisten-Neunte präsentierte sich als Außenseiterin am Bosporus stärker als noch bei ihrer Premiere im Vorjahr. „Man spielt hier mit den besten Spielerinnen der Welt, deshalb bin ich trotzdem froh, dass ich so weit gekommen bin“, sagte sie dem NDR.
Mit der gestiegenen Erwartungshaltung kam Kerber in ihrem zweiten Jahr als Top-Ten-Spielerin nicht immer zurecht. „In den Top Ten zu bleiben, ist sicherlich schwerer als hineinzukommen“, stellte die Schleswig-Holsteinerin fest, konstatierte aber: „Ich glaube, das habe ich jetzt mittlerweile bewiesen, dass ich da hingehöre“.
Die Kämpfernatur rappelte sich zum Ende des Jahres wieder auf: In Tokio erreichte sie Ende September das Finale, vor zwei Wochen feierte sie in Linz ihren insgesamt dritten WTA-Titel - der Herbst verlief erfolgreich. „Ich denke, es war ein sehr gutes Jahr für mich“, bilanzierte die 25-Jährige. „Ich habe in 2013 wieder eine Menge gelernt“.
Der kommenden Saison blickt die deutsche Nummer Eins schon mit Vorfreude entgegen. Sie wolle Spaß haben, ohne Druck spielen, dann komme der Erfolg von allein. Barbara Rittner traut Kerber auf jeden Fall noch mehr zu. „Der nächste Schritt ist in Reichweite“, twitterte die Bundestrainerin.
Nun packt Kerber ihre Schläger erst einmal in die Ecke und nimmt sich Zeit für den wohlverdienten Urlaub. „Mindestens drei Wochen“, wolle sie ausspannen und den Kopf frei bekommen vom Druck auf dem Tennisplatz, kündigte sie an. „Ich denke, ich fahre an den Strand, aber genau weiß ich es noch nicht. Das werde ich in den nächsten Tagen entscheiden.“