Souveräne Petkovic führt Fed-Cup-Team zum Aufstieg
Stuttgart (dpa) - Erst ein kleines Jubeltänzchen mit den Teamkolleginnen, dann die La Ola mit den Fans: Im Stile einer Topspielerin hat Andrea Petkovic das deutsche Fed-Cup-Team beim 5:0 über die USA zurück in die Erstklassigkeit geführt.
Die Weltranglisten-19. aus Darmstadt sorgte dabei in Stuttgart für die uneinholbare 3:0-Führung. „Für mich war das keine Selbstverständlichkeit, dass ich so konstant spiele nach dem Hype aus dem Nichts“, jubelte die „sehr erleichterte“ Petkovic nach dem 6:2, 6:3 gegen die amerikanische Nummer 1 Melanie Oudin, das die Rückkehr in die Tennis-Weltgruppe besiegelte.
Nach dem vierten Wiederaufstieg in Serie wollen Petkovic und Co. 2012 ihren Ruf als Fahrstuhl-Mannschaft im Kreis der acht Top-Nationen endlich ablegen. Rekordsieger USA stieg dagegen ohne die Williams-Schwestern erstmals aus der Weltgruppe ab. „Es ist so viel Qualität im Team“, begründete die deutsche Teamchefin Barbara Rittner ihre Zuversicht, in den kommenden Jahren den dritten Titel nach 1987 und 1992 holen zu können. „Wir haben bewiesen, dass wir in die Weltgruppe gehören und auch vorne mitspielen können“, bekräftigte ihre Leaderin Petkovic.
Einen Tag nach ihrem souveränen 6:3, 6:4 gegen Christina McHale ließ sie auf dem Hallen-Sandplatz auch dem zweiten US-Teenager keine Chance. Nach gerade einmal 38 Minuten entschied Petkovic den ersten Durchgang mit einem Ass für sich. Der zweite Satz gegen Oudin war kaum mehr als eine bessere Trainingseinheit für den am Montag beginnenden Porsche-Grand-Prix in gleicher Halle.
Zweite Erfolgsgarantin gegen die amerikanische B-Auswahl war Julia Görges (Bad Oldesloe), die am Samstag mit dem 6:2, 7:6 (7:5) über Oudin die 2:0-Führung herausgespielt hatte. Der 6:3, 6:4-Sieg von Sabine Lisicki im letzten Einzel gegen McHale und das 3:6, 6:3, 6:1 von Anna-Lena Grönefeld und Görges im finalen Doppel gegen das US-Duo Liezel Huber/Vania King hatten nur statistische Bedeutung.
Die Rolle der „Gejagten“ bereitete Petkovic gegen die USA keinerlei Probleme. „Ich fühle mich immer wohler“, meinte die 23-Jährige. Sie spiele jetzt viel stabiler auf höherem Niveau und sei auch mental „tougher“ geworden.
Das demonstrierte die Hessin in der Porsche Arena, in der an beiden Tagen trotz des jüngsten „Petko-Rummels“ viele Stühle leerblieben, auf imposante Weise. „Etwas nervös“ vor ihrem ersten Heim-Aufschlag als Top-20-Akteurin, war sie mit ihren druckvollen Grundlinienschlägen bei den entscheidenden Punkten nervenstark und trotzdem immer „relaxed“. Ihre Reifeprüfung als unumstrittene Nummer 1 des deutschen Fed-Cup-Teams hat sie jedenfalls eindrucksvoll bestanden und so dachte sie bereits an weitere Großtaten: „Wenn man es schafft, mit dem Druck im Fed Cup umzugehen, ist man gewappnet, um in der Endphase von Grand-Slam-Turnieren zu bestehen.“
Auch Sigmar Gabriel, seit Jahren mit Rittner bekannt, war vom Petkovic-Auftritt angetan. „Sie ist eine toughe, junge Frau, sympathisch und sehr klug“, lobte der SPD-Chef und stellte fest: „Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass das deutsche Damen-Tennis wieder die Chance auf große Popularität hat.“
Nicht nur die Leistungsexplosion von Petkovic berechtigt im Lager des Deutschen Tennis Bundes (DTB) zu großen Hoffnungen. Jede aus dem erfolgreichen Stuttgart-Quartett kann bereits einen Einzel-Titel auf der WTA-Tour vorweisen. Zudem verstehen sich die vier Freundinnen blendend, scherzen ständig miteinander und feuern sich gegenseitig an. Sehr zur Freude von Rittner: „Wir haben das Potenzial, irgendwann einmal auch das Endspiel zu erreichen.“