Neustart mit Hindernissen Gerlachs schwieriges Fed-Cup-Debüt
Minsk (dpa) - Jens Gerlach lacht. „Es macht riesig Spaß“, sagt der neue Teamchef der deutschen Fed-Cup-Damen.
„Bislang läuft alles optimal. Ich bin sehr zufrieden.“ Das bitterkalte Winterwetter in der weißrussischen Hauptstadt Minsk? Kein Problem. Die Absagen der Spitzenspielerinnen Angelique Kerber und Julia Görges für die Erstrundenpartie an diesem Wochenende? Abgehakt. „Natürlich ist es schmerzhaft, dass beide hier nicht dabei sind. Aber ich habe mit ihnen und ihrem jeweiligen Umfeld gesprochen und kann ihre Entscheidungen nachvollziehen“, sagt Gerlach.
Es scheint, als könne den Tennis-Coach nichts, aber auch wirklich gar nichts die Vorfreude auf die Begegnung mit dem Vorjahres-Finalisten nehmen. „Wir müssen das Beste aus der Situation machen und das werden wir auch. Wir sind nicht nur zum Hände schütteln hier“, sagt der Nachfolger von Barbara Rittner vor seinem Debüt auf der deutschen Trainerbank.
13 Jahre lang war Rittner das Gesicht des deutschen Fed-Cup-Teams und entfachte dabei das Interesse am Mannschaftswettbewerb in Deutschland neu. Doch als die deutsche Reisegesellschaft am Montag in den Flieger nach Minsk stieg, da fehlte die zum Head of Women's Tennis aufgestiegene 44-Jährige. Erst am Donnerstag sollte Rittner nachkommen, wie Boris Becker bei den Herren wird sie die Mannschaft aus der Team-Box unterstützen.
Doch die Verantwortung trägt nun Gerlach. „Natürlich wird das am Wochenende ein komisches Gefühl sein“, gesteht Rittner. „Schließlich habe ich es jahrelang mit Herzblut gemacht. Aber ich weiß, dass die Aufgabe bei Jens in den besten Händen ist.“
Als Gerlach im Spätsommer des vergangenen Jahres als Nachfolger präsentiert wurde, da war der Stuttgarter nur Insidern bekannt. Dabei kann Gerlach auf reichlich Erfahrung zurückgreifen: Fünf Jahre lang war er als Trainer der Russin Anastasia Myskina auf der WTA-Tour unterwegs, führte die impulsive Russin 2004 zum Sieg bei den French Open. Danach folgten Stationen beim englischen und Schweizer Verband und ein kurzes Engagement als Trainer von Vera Zvonareva.
„Dass er so viel Erfahrung im Damen-Tennis hat, war für uns ein ganz entscheidendes Kriterium“, sagt Rittner. „Er weiß, wie er mit den Mädels umgehen muss, kommt mit seiner ruhigen Art sehr gut bei den Spielerinnen an.“
Sich selbst charakterisieren möchte Gerlach nicht. „Das ist immer schwer und überlasse ich lieber anderen“, sagt er. Als kommunikativ würde er sich jedoch bezeichnen, als jemand, der auf die Spielerinnen zugeht. „Ich versuche, ihr Vertrauen zu gewinnen. Das geht nicht von heute auf morgen, ist aber die Basis für mich.“
Dass er sich im Vorfeld der Partie mit Rittner austauschen wird und das auch schon in der gemeinsamen Zeit bei den Australian Open getan hat, ist für Gerlach selbstverständlich. „Ich wäre ja verrückt, wenn ich das nicht tun würde.“ Es war deshalb für ihn auch keine Frage, dass er das komplette Betreuerteam von Rittner übernommen hat.
Doch am Ende ist es Gerlach, der entscheidet, wer gegen Weißrussland aus dem Quartett Tatjana Maria, Anna-Lena Friedsam, Antonia Lottner und Anna-Lena Grönefeld spielen wird. In die Karten schauen lassen will er sich noch nicht. „Ich habe bis zur Auslosung am Freitag Zeit. Die nehme ich mir“, sagt der neue deutsche Chefcoach. Und hat hörbar Spaß daran, die favorisierten Weißrussinnen im Unklaren zu lassen.