Stark wie nie? Serena Williams spielt mit Konkurrenz
Istanbul (dpa) - Im Konfettiregen von Istanbul strahlte Serena Williams wie ein kleines Mädchen auf ihrer Geburtstagsparty. Mit der WM-Trophäe in der Hand griff die Amerikanerin immer wieder nach den kleinen Papierschnipseln, die von der Decke des Sinan Erdem Domes auf sie herunterrieselten.
Es war ein Saisonabschluss mit Stil für die jüngere der beiden Williams-Schwestern. Hätte es überhaupt noch eines Beweises bedurft, wer die derzeit beste Tennisspielerin der Welt ist - Serena Williams lieferte ihn bei den WTA Championships am Bosporus. In eindrucksvoller Manier marschierte die 31-Jährige durch das Turnier und gab in ihren fünf Partien nicht einen einzigen Satz ab. Im Endspiel ließ sie der Russin Maria Scharapowa beim 6:4, 6:3 keine Chance und sicherte sich zum dritten Mal nach 2001 und 2009 den Weltmeisterschaftstitel.
„Ich wollte diesen Sieg unbedingt. Deshalb bin ich einfach nur happy“, sagte Williams nach ihrem vierten großen Titel in Serie. Zuvor hatte sie bereits in Wimbledon, bei Olympia und bei den US Open gesiegt. Erleben wir also derzeit die beste Serena Williams überhaupt? „Wenn ich fit und gut drauf bin, ist es auf jeden Fall schwer, mich zu schlagen“, sagte die US-Diva mit einem Lächeln.
Sie weiß: Auch wenn die Rangliste am Montag erneut Victoria Asarenka als Nummer eins der Welt ausspuckte, die wahre Dominatorin der Szene heißt derzeit Serena Williams.
Seit die Weltranglisten-Dritte im Mai bei den French Open völlig unerwartet in der ersten Runde gegen Virginie Razzano ausgeschieden war, hat Williams von 32 Partien nur eine einzige verloren. Im August im Viertelfinale von Cincinnati gegen Angelique Kerber. Danach folgten ihr fünfter Triumph bei den US Open und nun der Sieg beim mit 4,9 Millionen Dollar dotierten Saisonabschluss.
War das Jahr 2012, in dem sie bei Olympia neben dem Einzel-Sieg auch noch Doppel-Gold mit ihrer Schwester Venus holte, also das beste ihrer Karriere? „Das zweitbeste würde ich sagen“, meinte Serena Williams und verwies auf die Saison 2002. Damals gewann sie drei Grand-Slam-Titel in Paris, Wimbledon und New York. „2002 habe ich mich irgendwie wie auf einer Welle bewegt“, sagte Williams. „Aber es ist ganz eng, auch dieses Jahr war fantastisch.“
Dass zwischen den beiden besten Jahren ihrer Karriere eine Dekade liegt, sagt einiges aus über das einmalige Leistungsvermögen der Amerikanerin, die durch den Erfolg von Istanbul als bislang älteste Weltmeisterin in die Geschichte eingeht. Martina Navratilova war ein Jahr jünger, als sie 1986 das Turnier gewann.
Doch satt ist Williams noch lange nicht. „Es gibt ein 2013. Ich freue mich riesig darauf“, sagte die 15-fache Grand-Slam-Turnier-Siegerin, die jetzt in Paris und auf Mauritius ausspannen will. Die Szene kann froh sein, dass die Amerikanerin noch nicht ans Aufhören denkt. Das weiß auch WTA-Chefin Stacey Allaster. „Serena ist ein Geschenk für das Damen-Tennis.“