Steffi Grafs 25-jähriges French-Open-Jubiläum
Paris (dpa) - Deutschlands neue Nummer eins Angelique Kerber war noch nicht geboren, als Steffi Graf vor 25 Jahren bei den French Open ihren ersten Grand-Slam-Titel gewann. Dennoch sagt die Kielerin: „Steffi Graf war schon immer mein Vorbild, weil sie eine unglaubliche Spielerin ist.“
Kennengelernt hat die 24-Jährige ihr Idol noch nicht, das dieser Tage wieder für einen Sponsorentermin über die Roland-Garros-Anlage eilen wird. Schon ehe die „Gräfin“ da ist, ist sie Gesprächsthema bei ihrem Lieblingsturnier. Dort markierte Martina Navratilovas finaler Doppelfehler 1987 bei Grafs 6:4, 4:6, 8:6-Sieg den Start einer der größten Sportkarrieren. Paris wurde Grafs Schicksalsort.
Navratilova sagt über diesen schwer greifbaren Menschen heute: „Steffi war ja immer so: rein in die Umkleide - schnell wieder raus. Eigentlich kenne ich sie immer noch nicht.“ Die gebürtige Tschechin erinnert sich an die damals 17 Jahre alte Aufsteigerin aus Brühl wegen derer außergewöhnlichen Beinarbeit als „verflixtes Reh“. Erzählt hat sie das in dem bemerkenswerten Dokumentarfilm „Steffi Graf - Ein Porträt“ des SWR.
Die immer noch erstaunlich öffentlichkeitsscheue 42-Jährige war nicht zur Teilnahme bereit. Eine Autobiografie wie die ihres Mannes Andre Agassi („Open“) wird es von ihr wohl nie geben. Dafür reden Wegbegleiter seit Kindheitstagen und andere Tennis-Ikonen über sie - wie Ivan Lendl. Gabriela Sabatini beschreibt sie liebevoll: „Auf dem Platz siehst du einen, der ist entschlossen, hart, konzentriert, völlig zielgerichtet. Auf der anderen Seite hast du jemanden, der unheimlich sensibel ist, bescheiden, einfach jemanden, der sich um andere sorgt - und das ergibt eine sehr schöne Kombination.“
So sieht das auch Julia Görges. Die Fed-Cup-Spielerin durfte 2011 in Halle ein Show-Mixed gegen Graf spielen und sagte der dpa: „Für mich ist Steffi ein unglaublich netter und bodenständiger Mensch. Was für mich etwas sehr Besonderes ist bei ihren ganzen Erfolgen.“
Graf selbst, die sich „Stefanie“ nennt und über man so viel zu wissen glaubt, aber doch wenig weiß, gab zuletzt der „Süddeutschen Zeitung“ eines ihrer raren Interviews. Darin verrät sie, dass sie sich nicht als „Geschäftsfrau“ sieht: „An erster Stelle bin ich Mutter und Ehefrau. Erst danach kommen Unternehmen und Stiftung.“ Der Familienmensch lebt mit Agassi und den Kindern Jaden (10) und Jaz (8) in Las Vegas. Mit Bruder und Mutter in der Nähe.
So ein bisschen sorgt sie sich die Frau, die 22 Grand-Slam-Titel im Einzel sammelte und 377 Wochen lang Weltranglisten-Erste war, um das aktuelle Damentennis: „Bei den Damen fehlt im Moment eine Figur, von der die Leute sagen: Deren Spiele darf ich nicht verpassen!“
Zu ihrem Paris-Jubiläum am 6. Juni sind noch keine Äußerungen von ihr bekannt. Fest steht, dass das wichtigste Sandplatzturnier der Welt und sie eine ganz besondere Beziehung verbindet. Hier erlebte der Pariser Publikumsliebling auch seinen letzten Karrierehöhepunkt: 1999 gegen eine zickige Endspiel-Verliererin Martina Hingis. Und nicht zuletzt lernte sie damals nach ihrem sechsten Triumph in der Stadt der Liebe Herren-Sieger Agassi näher kennen.