French Open Tennis-Star Zverev nimmt nächsten Grand-Slam-Anlauf
Paris (dpa) - Die Nummer eins ist er schon - in der Jahreswertung der Tennis-Herren. Im Finale der French Open war er auch schon - als Junior vor fünf Jahren.
Nun soll es für Alexander Zverev auch bei einem Grand-Slam-Turnier zum ersten Mal in die entscheidende Phase gehen, und die Voraussetzungen waren niemals besser als vor der 117. Auflage in Roland Garros, die an diesem Sonntag in Paris beginnt.
Erst der Weltranglisten-Erste und zehnmalige French-Open-Champion Rafael Nadal stoppte zuletzt in Rom die Siegesserie des phänomenal aufspielenden Zverev. Der Weltranglisten-Dritte stand in drei Turnieren nacheinander im Endspiel, holte die Titel in München und beim Masters-Event in Madrid. Da sollte der Litauer Ricardas Berankis in der ersten Runde als Nummer 92 der Welt eine überwindbare Hürde sein, anders als der Spanier Fernando Verdasco im vorigen Jahr.
„Natürlich ist Rafa der Favorit in Paris, das ist gar keine Frage“, sagte Zverev mit Blick auf den Höhepunkt der Sandplatzsaison in Nadals Wohnzimmer. Er wiederholte eine Weisheit aller Tennisprofis: „Für mich geht es da Match für Match. Und hoffentlich werde ich in der Lage sein, das gleiche Tennis wie in den drei Wochen davor zu spielen.“ Dort hatte der fast zwei Meter lange Schlaks mit seinem Aufschlag auch auf Sand die Basis für seine 13 Siege in Serie gelegt und mit seinen enorm druckvollen Grundschlägen beeindruckt.
Zverev selbst geht mit den Erwartungen an ihn gelassen um. Dass es für einen Triumph bei einem großen Turnier bisher nicht gereicht hat, sieht er noch entspannt. „Es wird immer viel über mein Abschneiden bei Grand Slams geschrieben. Aber ich bin 21 Jahre alt, habe erst zwölf Grand Slams oder so in meinem Leben gespielt. Für mich ist das normal“, sagte Zverev am Freitag in Paris. „Ich mache mir da weniger Gedanken drüber als ihr. Ich weiß, dass ich gegen jeden eine Chance habe, wenn ich mein bestes Tennis spiele.“
Davon ist Nadal ebenfalls überzeugt. In Rom hatte er erklärt: „Wenn er in den nächsten beiden Jahren nicht gut bei den Grand Slams spielt, könnt Ihr zu mir kommen und mir sagen, dass ich nichts vom Tennis verstehe.“ Geht es nach der Setzliste, treffen sich der Spanier und Zverev wieder im Finale, denn der Norddeutsche ist in Abwesenheit von Roger Federer, der die Sandplatzsaison wieder auslässt, die Nummer zwei im Tableau des mit 39 Millionen Euro dotierten Turniers.
Doch soweit will der deutsche Hoffnungsträger nicht vorausblicken. „Es ist ein langes Turnier mit vielen schweren Matches. Von daher denke ich jetzt nicht, ich spiele im Finale gegen Rafa“, sagte Zverev. „Im Moment liegt mein Fokus allein auf dem Match gegen Berankis.“
Der deutsche Fokus in Paris dürfte sich aber voll auf Zverev richten, auch weil angesichts schwerer Lose vielen deutschen Damen ein frühes Aus droht. Angelique Kerber ist in einem deutschen Duell gegen Mona Barthel gefordert. Den Druck der Nummer eins hat Kerber nicht mehr, ihr Trainer Wim Fissette gab sich in dieser Woche optimistisch. „Sie fühlt sich wieder frisch“, sagte der Belgier in einem Beitrag auf der Homepage der Spielerinnen-Organisation WTA. „Ihr Ziel ist es, wieder die Nummer eins zu werden und die Dinge anders zu machen.“ Der erste Sieg in Paris seit drei Jahren wäre für das Selbstvertrauen der einstigen Australian- und US-Open-Siegerin schon wichtig.