Toller Tag für deutsche Profis bei Haas-Comeback
München (dpa) - Den deutschen Davis-Cup-Assen glückte auf dem Münchner Sand der perfekte Turnierauftakt, Thomas Haas hatte nach langer Leidenszeit beim ersehnten Comeback wieder „Spaß“.
Nach 14 Monaten schlug der fast schon in Vergessenheit geratene ehemalige Weltranglisten-Zweite in München endlich wieder in einem Wettkampf auf. Der zwölfmalige ATP-Turniersieger musste allerdings nach 1:18 als Verlierer des Doppels seine Tennistasche schultern. An der Seite seines Florida-Nachbarn Radek Stepanek (Tschechien) hatte der 33-Jährige mit 6:2, 3:6, 8:10 gegen Simon Aspelin (Schweden) und Paul Hanley (Australien) verloren.
„Vom Spiel her und vom Aufschlag war ich echt zufrieden. Was die Schläge und das Timing angeht, bin ich auf dem richtigen Weg“, sagte Haas. „Das Ganze war wieder eine schöne Erfahrung und ein Schritt nach vorn.“
Haas schnupperte nach schier endloser Leidenszeit wieder Wettkampfluft und schaut schon zu den Grand-Slam-Turnieren in Paris und Wimbledon; der Blick von Petzschner, Florian Mayer und dem letzten deutschen BMW-Open-Sieger Philipp Kohlschreiber (2007) gilt dagegen dem Erfolg bei den mit 450 000 Euro dotierten Internationalen Meisterschaften von Bayern. „Es macht den Anschein, dass wir alle ganz gut drauf sind“, befand Kohlschreiber nach seinem Einzug in Runde zwei.
Zur Freude von Teamchef und Turnierdirektor Patrik Kühnen zogen seine Jungs souverän in die zweite Runde ein. An der faustdicken Überraschung von Rasta-Mann Dustin Brown, der den an Nummer zwei gesetzten Schweizer Stanislas Wawrinka rauswarf, hatte Kühnen mit der Wildcard für den Deutsch-Jamaikaner dann noch Anteil. „Vielen Dank dafür, ich hoffe, ich habe es bestätigt“, sagte der 26-jährige Brown, der Denis Gremelmayr folgte und als sechster Deutscher ins Achtelfinale vorrückte.
Im Gegensatz zur Davis-Cup-Garde und Brown schied „Senior“ Rainer Schüttler einen Tag nach seinem 35. Geburtstag wie schon bei den vorangegangenen fünf München-Teilnahmen in Runde eins aus. Ebenso traf es Daniel Brands, Halbfinalist von 2009; diesen allerdings gegen den Reinbeker Julian Reisters.
Knapp zwei Monate nach dem Davis-Cup-Erfolg in Kroatien und dem Einzug in das Viertelfinale gegen Frankreich, gegen das vom 8. bis 10. Juli auf Sand gespielt wird, durfte Kühnen am Dienstag gute Auftritte seines Teams notieren. Zwar hätten die Spiele bei den BMW-Open nichts mit dem Team-Erfolg zu tun, meinte Petzschner nach dem 6:1, 6:4 über seinen damaligen Doppel-Gegner Ivan Dodig. Aber profitieren kann man vom Mannschafts-Auftritt schon.
„Wir haben letzte Woche zusammen trainiert und haben versucht uns gegenseitig zu pushen. Ich glaube, dass wir uns gegenseitig helfen können“, sagte der Sieger des Wimbledon-Doppels, der nun auf den an Nummer 1 gesetzten russischen Vorjahressieger Michail Juschni trifft. „Ich komme nicht, um einfach mitzuspielen. Ich möchte ihn schlagen.“
Wesentlich leichter ist das Zweitrundenlos für Mayer. Er bekommt es mit dem für ihn „unberechenbaren“ Russen Teimuras Gabaschwili zu tun, der Schüttler aus dem Turnier warf. Mayer hatte nach seinem 6:1, 6:2-Sieg gegen den belgischen Qualifikanten Steve Darcis „überhaupt nichts zu meckern“. Der Bayreuther sieht keinen im Turnier-Tableau, vor dem „man groß Angst haben muss“.
Unter dem wolkenbehangenen Münchner Himmel kam Kohlschreiber nach dem Durchmarsch seiner Davis-Cup-Kollegen im ersten Satz nur langsam gegen den Kolumbianer Robert Farah in Fahrt. 0:2 lag er zurück. Dann aber ließ er dem Qualifikanten keine Chance und setzte sich sicher mit 6:3, 6:1 durch. Nun hofft der Turniergewinner von 2007 auf ein weiteres „Aha-Erlebnis“ wie er es vor vier Jahren am Aumeisterweg schon einmal hatte.