Trainer-Legende Nick Bollettieri wird 80
Bradenton (dpa) - Die Haut braungebrannt, der Körper durchtrainiert, das Lächeln strahlend-weiß: Nick Bollettieri ist die Selbstdisziplin in Person - und das in einem Alter, in dem viele Andere längst über einen Umzug ins Seniorenheim nachdenken.
Seit mehr als 30 Jahren formt der wohl bekannteste Tenniscoach der Welt aus Talenten Topstars - mit hartem Training und eiserner Disziplin. „Erfolg ist, wenn man etwas erreicht hat - und sich dann auf den Weg macht, um noch mehr zu erreichen“, lautet einer von Bollettieris Lieblingssprüchen. Am Sonntag feiert der US-Amerikaner mit italienischen Wurzeln seinen 80. Geburtstag - und wird wohl trotzdem morgens als Erster die Bälle über den Platz schlagen.
Spieler wie Andre Agassi, Boris Becker, Jim Courier, Tommy Haas, Monica Seles, Anna Kurnikowa, Maria Scharapowa oder die junge deutsche Tennishoffnung Sabine Lisicki gehören zu seinen Schützlingen. Bollettieri hat fast alle seine Schüler zu vorderen Weltranglistenplätzen und insgesamt mehr als 30 Grand-Slam-Siegen gedrillt. Noch heute verpasst er kaum ein wichtiges Turnier und hält mit vielen der von ihm entdeckten Talenten engen Kontakt.
Dem völlig überraschten Haas lauerte er jüngst in Wimbledon auf und stellte ihm als Journalist getarnt wohlwollende Fragen. Wenig später gratulierte der eifrig twitternde Senior seiner neuesten Entdeckung Lisicki zum Halbfinaleinzug: „Einen riesigen Glückwunsch an mein Mädchen. Ich bin so stolz auf Dich!“
Nur wer eine Niederlage mehr hasse, als er sich über einen Sieg freue, werde es zu etwas bringen - so lautet eine weitere Lebensweisheit des im US-Bundesstaat New York geborenen „Tennis-Gurus“, der selbst in seinem Leben einige Niederlagen einstecken musste. Nachdem er einige Jahre in der US-Armee gedient hatte, brach Bollettieri ein Jura-Studium ab. Sein besorgter Onkel vermittelte ihm daraufhin einen Job als Tennistrainer. Bollettieri wusste nicht allzu viel über Tennis, aber er verstand etwas von militärischem Drill und eröffnete 1978 auf einem ehemaligen Tomatenfeld in Bradenton in West-Florida eine Trainingsakademie - oder, wie sich Agassi später beklagte, ein „besseres Gefangenenlager“.
„Wir kriegen beigefarbenes Fleisch, gallertartige Eintopfgerichte und grauen Papp mit Reis vorgesetzt und schlafen in wackeligen Etagenbetten, die im Schlafsaal an der Holzwand aufgereiht stehen“, beschreibt Agassi in seiner Autobiografie „Open“ die Zustände an der „Bollettieri Tennis Academy“. „Wie die meisten Gefangenen verbringen wir unsere Zeit mit schlafen und arbeiten, und unser Steinbruch ist der Tennisplatz.“ Den Chef, dessen braungebrannte Haut Agassi spöttisch als „Pökelfleisch“ bezeichnet, bekommen die Tennis-Aspiranten nur selten zu sehen - meist dann, wenn er in seinem roten Ferrari abrauscht - „eine dicke Staubwolke aufwirbelnd, die so bedrohlich wirkt wie eine Haifischflosse im Meer“.
Bollettieri kratzt solche Kritik nicht, für ihn zählen einzig Erfolge. Bescheidenheit ist nicht die Tugend des Tennis-Opas, der nach eigener Aussage „den Körper eines 30-Jährigen“ hat, blendend hört und natürlich keine Lesebrille braucht. Seinen Geburtstag feiert Bollettieri, dessen achte Frau Cindi gerne beteuert, er könne ihre sieben Vorgängerinnen nicht in der richtigen Reihenfolge aufzählen, dann auch standesgemäß: „Ich werde am Sonntag lange aufbleiben und am Montagmorgen gehe ich Skydiven, um meinen 80. zu feiern!“