Unruhe im DTV: Landesfürsten kontra DTB-Chef Altenburg
New York (dpa) - Dem Deutschen Tennis Bund und seinem umstrittenen Präsidenten Karl-Georg Altenburg droht wieder einmal Unruhe. Mit einem verklausulierten Misstrauensvotum positionieren sich zehn einflussreiche Landesverbände offen gegen den amtierenden DTB-Chef.
Für den 14. September wurde eine Außerordentliche Mitgliederversammlung in Ulm am Rande des Davis-Cup-Spiels Deutschland gegen Brasilien einberufen.
Ziel ist eine Satzungsänderung, die weitreichende Kompetenzen des Präsidiums beschneiden und dem Bundesausschuss - und somit den Landesverbänden - wieder mehr Macht zukommen lassen würde. „Wir sind mit der Arbeit des Präsidiums so nicht zufrieden und wollen wieder mehr Mitspracherecht. Es sind Dinge passiert, die so nicht hätten passieren dürfen“, sagte der bayerische Verbandschef Helmut Schmidbauer am Samstag der Nachrichtenagentur dpa.
Ein anderer Landesvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, formulierte es deutlicher: „Es herrscht eine große Unzufriedenheit in den Landesverbänden. Das ist ein klares Misstrauensvotum gegen Herrn Altenburg. Wenn diese Satzungsänderung durchgeht, müsste er eigentlich zurücktreten.“
Schon seit längerem rumort es erneut innerhalb des drittgrößten deutschen Sportverbandes. Die Unzufriedenheit mit dem seit knapp zwei Jahren amtierenden Deutschland-Chef der amerikanischen Investment-Bank JP Morgan ist groß. Führungsschwäche, Unwissenheit und Beratungsresistenz lauten die Hauptvorwürfe. Auch beim DTB weiß man, dass einige Landesfürsten den „Präsidenten weghaben wollen“.
Eine offizielle Stellungnahme zu den jüngsten Vorgängen wollten aber zunächst weder der DTB noch Präsident Altenburg abgeben. Wie zu vernehmen war, will Altenburg aber auch dann als DTB-Chef weitermachen, wenn die Satzung zu seinem Missfallen geändert würde. Zu den Unterstützern zählen unter anderem die einflussreichen Verbände Westfalen, Bayern, Baden und Württemberg. Eine Stimmenmehrheit unter den 18 Verbänden dürfte damit gesichert sein.
Ziel ist „eine Satzungsänderung im Hinblick auf die Einführung eines Gremienvorbehaltes des Bundesausschusses bei einzelnen Entscheidungen des Präsidiums“, heißt es in der Mitteilung. Der frühere Rechtszustand solle wiederhergestellt werden, „durch den festgelegt war, dass der Bundesausschuss Rahmenbedingungen für "Sportpolitische Grundsatzentscheidungen" vorgeben kann“.
Im Klartext: Die Landesverbände wollen in einer starken föderalen Struktur wieder mehr Macht und Mitspracherecht. Dabei waren es gerade die Landesverbände, die vor zwei Jahren dem geänderten Paragrafen zugestimmt und sich damit in der Macht beschnitten hatten.
Schon im vergangenen Jahr erlebte der DTB die eine oder andere Turbulenz. Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen trat verbittert zurück, ein wichtiger Sponsor kündigte sein Engagement, weil er sich „unanständig“ behandelt fühlte. Der hoch dotierte Vertrag mit Geschäftsführer Stephan Brune wurde aufgelöst, der jüngste Zoff mit Rothenbaum-Direktor Michael Stich wird wohl vor Gericht landen.
Zuletzt sorgte die Insolvenz der Firma von Carl-Uwe Steeb für Schlagzeilen. Der Ex-Profi ist auch Veranstalter des Tennisturniers in München und Vizepräsident Leistungssport im DTB.
Auf der anderen Seite gelang es Altenburg und seinem Präsidium, wieder einen TV-Vertrag abzuschließen. Auch mit einem namhaften Sponsor für den Bereich Herren-Tennis ist man in aussichtsreichen Verhandlungen. Da kommen die neuen Unruhen zur Unzeit.