Williams nach French-Open-Sieg: Bin eine Pariserin

Paris (dpa) - Die Mama fuchtelte mit den Armen, die Zuschauer amüsierten sich köstlich. Als Serena Williams bei der Siegesrede nach dem French-Open-Titel auf Französisch ihre Eltern lobte, gestikulierte ihre Mutter auf der Tribüne.

„Ooh, sie versteht mich nicht...“, bemerkte die Amerikanerin in Paris am Samstag plötzlich grinsend, und 15 000 Fans lachten mit ihr.

Aus dem anfangs schwierigen Verhältnis zu Frankreichs Hauptstadt ist eine Liebesbeziehung geworden, erst recht dank des zweiten Triumphes in Roland Garros nach elf Jahren Wartezeit. „Ich bin oft hier, ich arbeite hier. Ich glaube, ich bin eine Pariserin“, verkündete die Tennis-Weltranglisten-Erste nach dem 6:4, 6:4 über die entthronte Titelverteidigerin Maria Scharapowa. Ein Versprecher von ihr war gar nicht mal unpassend: „Ich bin unglaublich.“

Die „Bestie von der Seine“, nannte die Sportzeitung „L'Equipe“ Serena nach ihrem gestillten Siegeshunger am Sonntag und zeigte, wie Williams nach dem Matchball auf den Knien ihre Freude herausschrie und dazu beschwörend die Arme hob.

Der 16. Grand-Slam-Einzeltitel soll nicht der letzte bleiben, obwohl die 31-Jährige Chris Evert als älteste French-Open-Siegerin der Profi-Ära ablöste. Evert und Martina Navratilova holten je 18 Grand-Slam-Erfolge, Steffi Graf sogar 22. Natürlich wolle sie wie Filmlegende Greta Garbo - mit dem sie ein Journalist verglich - auf dem Höhepunkt ihrer Karriere abtreten, betonte Williams. „Aber bin ich schon auf meinem Höhepunkt?“ Eine „furchteinflößende Frage für die Konkurrenz“, nannte das die „New York Times“.

Nicht das Alter zählt für Williams, sondern das Gefühl. Nie zuvor habe sie sich so fit gefühlt, erklärte Serena, ungeheuer entspannt wirkte sie in Paris. Dort kann die Olympiasiegerin nach eigenen Worten ein normales Leben führen. Sie hat dort eine Bleibe und trainiert bei ihrem französischen Coach Patrick Mouratoglou. Vermutungen über mehr nannte sie launisch „das ganze andere Drumherum“ und erntete wieder Gelächter.

Was auch immer es ist, ein Jahr nach ihrer Erstrunden-Pleite an gleicher Stelle half es, nach einer Rekordwartezeit noch einmal das selbe Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Nach dem Erfolg 2002 triumphierte Williams danach auch bei den übrigen drei. Nach gesundheitlichen Problemen gewann sie seit dem vorigen Sommer in Wimbledon, bei Olympia, den US Open und beim WTA-Masters.

Ihre Karrierebestmarke steht seit Samstag bei 31 Siegen in Serie, weil Scharapowa trotz aller Bemühungen ihre 13. Niederlage nacheinander gegen Serena nicht verhindern konnte. Nach dem zwölften Ass der manchmal mit nahezu 200 Stundenkilometern servierenden Favoritin war nach 1:46 Stunden und dem ersten Matchball Schluss.

„Sie hat gemacht, was sie schon immer extrem gut konnte, aber sie macht es auf einem konstanteren Level. Sie ist dazu tagein, tagaus in der Lage“, stellte Scharapowa fest. Die Russin, 2004 in Wimbledon Finalsiegerin über Williams, fand ihren Finaleinzug „nicht übel“, wird in der Weltrangliste aber auf Platz drei hinter Australian-Open-Siegerin Victoria Asarenka zurückfallen. Eine Gefahr für Williams scheint vor Wimbledon von keiner Verfolgerin zu drohen.

Dort könnte die Branchenführerin mit dem 17. Grand-Slam-Triumph zu Herren-Rekordler Roger Federer aufschließen. „Es wäre unglaublich, das zu schaffen, und dann noch im Wimbledon“, meinte Williams. Sie hatte eigentlich gedacht, der Schweizer hätte auch 16 Titel und fragte ironisch: „Roger, musst Du so viel gewinnen?“