Hingis-Abschied ohne Triumph Wozniacki krönt sich zur Siegerin der WTA Finals
Singapur (dpa) - Die frühere Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki hat die WTA Finals in Singapur gewonnen und damit den größten Erfolg ihrer Tennis-Karriere gefeiert.
Mit einer Glanzleistung setzte sich die 27-jährige Dänin in Singapur mit 6:4, 6:4 gegen die US-Amerikanerin Venus Williams durch. Am Tag nach dem letzten Auftritt von Martina Hingis im Doppel verwandelte Wozniacki nach 1:29 Stunden ihren zweiten Matchball zu ihrem unerwarteten Triumph.
„Ich zittere immer noch. Ich bin einfach so glücklich. Es ist großartig“, sagte die Nummer sechs der Welt, deren stärksten Zeiten einige Jahre zurückliegen. Im Oktober 2010 hatte sie erstmals den Tennis-Thron bestiegen, die Jahre 2010 und 2011 beendete sie als Branchenbeste. Insgesamt 67 Wochen führte die 1,77 Meter große Rechtshänderin die Weltrangliste an - wurde aber immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, nie einen Grand-Slam-Titel geholt zu haben.
Auf einen Major-Triumph wartet Wozniacki immer noch. Doch im letzten großen Endspiel der WTA-Saison belohnte sie sich nun für ihre überzeugenden Auftritte in Singapur. Nach dem engeren ersten Satz zog sie schnell auf 5:0 davon, ehe es noch mal spannend wurde. Williams hatte zuvor alle sieben Duelle gewonnen. „Acht ist meine Glückszahl. Darum habe ich gehofft, dass es heute sein würde, wenn ich sie einmal in meiner Karriere besiege“, sagte die Dänin.
Die zehn Jahre ältere Kontrahentin meinte: „Ich habe nicht mein bestes Tennis gespielt, bis es schon zu spät war.“ Vor einem Jahr hatte Angelique Kerber im Endspiel an gleicher Stelle gegen die Slowakin Dominika Cibulkova den Kürzeren gezogen.
Venus Williams musste sich nun wie bei den Australian Open und in Wimbledon in diesem Jahr erst im Finale geschlagen geben. Im Halbfinale hatte die ältere Schwester von Serena Williams den Erfolgsweg der französischen WM-Debütantin Caroline Garcia mit einem 6:7 (3:7), 6:2, 6:3 beendet. Wozniacki behauptete sich gegen die Tschechin Karolina Pliskova 7:6 (11:9), 6:3.
Schon vor dem Triumph von Wozniacki wurde Hingis feierlich verabschiedet und für ihre außergewöhnliche Karriere geehrt. „Es ist jetzt wirklich bei mir angekommen, dass es mein letztes Turnier ist“, sagte die Nummer eins der Doppel-Weltrangliste.
Sportlich hätte sich die 25-fache Grand-Slam-Siegerin einen erfolgreicheren Abschied gewünscht. Statt mit dem WM-Doppel-Titel als Sahnehäubchen abzutreten, scheiterte die Schweizerin überraschend gemeinsam mit Yung-Jan Chan aus Taiwan im Halbfinale an den späteren Turniersiegerinnen Timea Babos/Andrea Hlavackova (Ungarn/Tschechien).
Zweimal war Hingis schon vom Tennis zurückgetreten, erstmals entscheidet „Miss Swiss“ nun aus freien Stücken, dass die Zeit reif dafür sei. Schon mit 14 Jahren war sie auf der WTA-Tour unterwegs, stieg mit 16 Jahren zur jüngsten Nummer eins auf. In den vergangenen Jahren trumpfte sie als Doppel- und Mixed-Spezialistin auf. Insgesamt holte die Taktik-Tüftlerin bis 2007 43 Titel im Einzel, insgesamt 64 im Doppel und sieben im Mixed. „Ich denke, ich sollte nichts bedauern. Ich würde mit keinem tauschen wollen“, sagte Hingis.
Zu ihrem schillernden Tennis-Leben gehören aber auch unrühmliche Kapitel: 2007 wurde sie in Wimbledon positiv auf Kokain getestet, erklärte sich für unschuldig, trat zurück und wurde für zwei Jahre gesperrt. Und was folgt nun? „Es ist kein Abschied. Ich werde irgendwann irgendwie zurück sein“, kündigte Hingis an.