Zittersieg für Kohlschreiber zum 1:1 in Kroatien
Zagreb (dpa) - Nach einem abgewehrten Matchball hat Punktegarant Philipp Kohlschreiber das deutsche Davis-Cup-Team in Kroatien doch noch vor einem schier aussichtslosen Rückstand bewahrt.
Mit seinem Sieg in einem dramatischen Tennis-Marathon sorgte Kohlschreiber in Zagreb für den 1:1-Zwischenstand nach dem ersten Tag. Damit sind der erhoffte Einzug in das Viertelfinale und der automatische Verbleib in der Erstklassigkeit weiter in Reichweite.
Kohlschreiber gewann gegen Ivan Dodig noch 6:4, 3:6, 4:6, 7:6 (8:6), 6:4, nachdem er im Tiebreak des vierten Satzes der 4:38 Stunden langen Partie einen Matchball gegen sich hatte. „Ich habe eine super Vorbereitung gehabt. Ich wusste ich bin fit. Physisch war ich vielleicht etwas besser als er“, sagte Kohlschreiber, der von seinen Mannschaftskollegen umarmt wurde und ein dickes Lob von Teamchef Patrik Kühnen bekam: „Er hat erneut eine fantastische Leistung gebracht. Man sieht, wie wertvoll er für das Team ist. Unter dem Strich ist es ein faires 1:1.“
Zuvor vergab Florian Mayer die mögliche Führung beim 6:4, 0:6, 6:4, 3:6, 1:6 gegen Kroatiens Top-Mann Marin Cilic, den er zuvor zweimal bezwungen hatte. Philipp Petzschner und Christopher Kas wollen im Doppel gegen den bisher nominierten Dodig und Ivo Karlovic Kohlschreibers Energieleistung mit der 2:1-Führung veredeln. Die Entscheidung fällt erst am Sonntag. „Wir haben jetzt gute Chancen“, sagte Kohlschreiber.
Kohlschreiber schien im ersten Duell gegen Dodig auf bestem Weg zu einem glatten Erfolg. Doch der Weltranglisten-57. bereitete dem Augsburger mit seinen Aufschlägen immer wieder Probleme und kämpfte an der Grundlinie verbissen um jeden Ball. Zudem vergab die deutsche Nummer eins am Ende des zweiten und zu Beginn des dritten Satzes Breakchancen gegen den 26-Jährigen, der zuletzt in Zagreb sein erstes ATP-Turnier gewann und derzeit sein bestes Tennis spielt.
Auch ein Break zum 2:0 und drei Chancen am Stück zum 5:3 im vierten Satz waren sofort wieder dahin, weil Dodig stark servierte und mitunter unglaubliche Bälle zurückbrachte. Die nur etwa 1500 Zuschauer in der Nebenhalle des Dom Sportova, wo die DTB-Auswahl vor neun Jahren 1:4 verlor, trieben ihn wie zuvor auch Cilic mit allen erlaubten und manchmal auch unerlaubten Mitteln an.
Das bittere 0:2 nach dem ersten Tag war beim 5:6 im Tiebreak bedrohlich nah, doch Dodig half Kohlschreiber, als er seinen Matchball ins Aus setzte. Danach gelang dem 35. der Weltrangliste im Schlusssatz sofort ein Break, doch erst das nächste vom Gegner erobere Aufschlagspiel zum 5:4 ebnete im 13. Davis-Cup-Einzel schließlich den Weg zum neunten Erfolg.
Für Mayer nahm zuvor einer Achterbahnfahrt ein schlechtes Ende. Der Bayreuther unterlag erstmals gegen Cilic und muss im Davis Cup auswärts weiter auf seinen ersten Erfolg warten. „Ich bin super enttäuscht, das ist einfach bitter. Ich hatte das Gefühl, dass ich das Match total unter Kontrolle hatte. Dann hat er sich irgendwie freigespielt und der Arm wurde schwer bei ein paar Punkten“, sagte Mayer mit versteinertem Gesicht. Gegen den 20. der Weltrangliste, mischte der 27-Jährige mit zunehmender Dauer des 3:12 Stunden langen Matches immer mehr Fehler in sein Spiel.