Turn-Weltmeisterschaft: Mit vollem Risiko an die Geräte
Das Mannschaftsfinale steigt heute. Gelingt der Bretschneider?
Seine Konkurrenten staunten nur und spendeten in der Trainingshalle spontan Beifall. Andreas Bretschneider hatte vor den Augen der Topathleten aus aller Welt sein neues Flugelement am Reck perfekt demonstriert, das er am Dienstag im Team-Finale der Turn-Weltmeisterschaften vor über 9000 Zuschauern öffentlich vorstellen wird.
„Es ist der Hammer“, kündigte Fabian Hambüchen am Dienstag an. Einen Doppelsalto über die Reckstange mit zwei Schrauben hat noch nie ein Turner gezeigt. Sollte er dem Chemnitzer WM-Sechsten gelingen, würde das Element künftig als „Bretschneider“ in das Regelwerk des Weltverbandes eingehen.
Bei den Frauen ist dieses Vorhaben schon geglückt. Die Saarländerin Pauline Schäfer hat ihr eigenes Element kreiert, das künftig im Regelwerk des Weltverbandes FIG ihren Namen tragen wird. Da der allein von ihr beherrschte Seitwärtssalto mit halber Drehung gestern in der Quali am Schwebebalken gelang, geht die Erfindung der 17-Jährigen künftig als „Schäfer-Salto“ in die Turn-Geschichte ein.
Der geplante Coup des Sachsen passt perfekt in den WM-Plan, den sich Hambüchen und Co. vor dem Mannschafts-Wettkampf zurechtgelegt haben. „Wir haben nichts zu verlieren und gehen volles Risiko“, kündigte Hambüchen an. „Die Stimmung da unten wird bei uns richtig eskalieren. Jeder hat voll Bock auf einen Super-Wettkampf. Ich würde nie sagen, dass wir Bronze schaffen“, fügte er hinzu. „Aber vieles ist möglich.“
Unterdessen haben die deutschen Turnerinnen nach einem schwachen Auftritt das Team-Finale im chinesischen Nanning verpasst. Bereits vor dem letzten Durchgang der Qualifikation stand fest, dass sie die Runde der letzten Acht nicht mehr erreichen können.