Volleyball: Momentum nun bei Friedrichshafen

Berlin (dpa) - Der Vorteil ist von Berlin nach Friedrichshafen gewandert: Jetzt kann das Team von Trainer-Routinier Stelian Moculescu den 13. Meistertitel für den VfB in eigener Halle perfekt machen. Die BR Volleys müssen erst einmal den vergebenen Titel-Matchball verarbeiten.

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Frustbewältigung statt Meisterparty auf der einen Seite, neue Hoffnung mit der Glückszahl 13 auf der anderen. „16:14 für uns im fünften Satz - das ist ein Alptraum für Berlin“, brachte Friedrichshafens Profi Maarten van Garderen die Stimmung vor der entscheidenden fünften Partie im Meisterschafts-Finale der deutschen Branchenführer auf den Punkt. Plötzlich hält der Rekordmeister vom Bodensee wieder alle Trümpfe in der Hand, am Sonntag (14.30 Uhr) beim Showdown in eigener Halle den 13. Titelgewinn perfekt zu machen.

Dabei schien alles, aber auch alles schon gerichtet für die finale Meisterparty mit 8553 Fans - damit wurde der ebenfalls von Berlin gehaltene Zuschauerrekord in der Volleyball-Bundesliga eingestellt - in der Schmeling-Halle. Doch der Titelverteidiger BR Volleys konnte den zweimaligen Satzvorsprung und ein 13:11 im Tiebreak nicht zur vierten Meisterschaft in Serie nutzen. „Wir haben über die ganze Strecke einfach nicht konsequent gespielt. Das darf nicht passieren“, bemerkte ein verärgerter Berliner Manager Kaweh Niroomand.

„Jetzt liegen alle Vorteile aufseiten von Friedrichshafen, der psychologische Vorteil, der Heimvorteil und die Lage bei uns“, sagte Niroomand. Vor allem der Ausfall des australischen Hauptangreifers Paul Carroll, der wegen eines Meniskusschadens operiert werden muss, ist eine schwere Hypothek für den Titelverteidiger. „Paul Carroll ist schwer zu ersetzen, aber Christian Dünnes hat einen guten Job gemacht“, erklärte Volleys-Coach Mark Lebedew und schaltete vom Trauer- gleich in den Angriffsmodus um: „Wir haben keine Zeit, um enttäuscht zu sein. Wir müssen uns jetzt ums Geschäft kümmern.“

Das Geschäft heißt fünftes Spiel, in der „Best of Five“-Serie steht es nach dem 2:3 (25:20, 21:25, 27:25, 23:25, 14:16) der Berliner vom Donnerstagabend jetzt 2:2. „Nun ist es so. Vielleicht können wir in Friedrichshafen für die zweite Überraschung sorgen“, sagte Manager Niroomand. Vor Wochenfrist hatten die Volleys auswärts klar mit 3:0 gewonnen. „Da spielen zwei Mannschaften gegeneinander, die eine Saison lang alles gegeben haben, um in diese Endspiel-Situation zu kommen. Da wird bis zum letzten Ball gekämpft - und das werden auch wir tun im fünften Spiel in Friedrichshafen“, versprach Lebedew.

Im 100. Vergleich der beiden Spitzenteams hatte der 64 Jahre alte VfB-Coach Stelian Moculescu genau die richtigen Entscheidungen getroffen. Der Wechsel auf der Zustellerposition zwischen dem Franzosen Benjamin Toniutti und dem jungen Jan Zimmermann zahlte sich aus. Dabei kann der ursprüngliche Steller und Kapitän Simon Tischer wegen einer Fußverletzung schon die ganze Finalserie nicht mitwirken. „Wir müssen das Spiel jetzt vom Taktischen her nochmal Revue passieren lassen. Das Spiel in Friedrichshafen werden wir garantiert nicht abschenken“, betonte Berlins Diagonalangreifer Dünnes.