Diagonalangreiferin Volleyballerin Lippmann im Fokus: Entwicklung „unglaublich“
Stuttgart (dpa) - Uffizien, Ponte Vecchio, Piazza della Signoria - Louisa Lippmann wird auch kulturell in Florenz eine Menge geboten bekommen.
Deutschlands neuer Volleyball-Star wagt nach zuletzt zwei Jahren beim deutschen Meister SSC Palmberg Schwerin den nächsten Karriereschritt und spielt künftig in der Toskana in der ersten italienischen Liga. „Es war immer ein Traum von mir, ins Ausland zu gehen“, sagte die 23 Jahre alte Diagonalangreiferin vor dem Nationenliga-Heimturnier in Stuttgart.
Das Ausland sei für sie aber immer irgendwie „ganz weit weg“ gewesen. Nun ist es für die Nationalspielerin schon bald ganz nah. „Ich freue mich riesig und bin super aufgeregt, den Schritt zu gehen“, sagte Lippmann am Montag in der Neckar-Metropole. Auch der frühere deutsche Bundestrainer Giovanni Guidetti habe ihr zu dem Wechsel geraten. „Super Trainer, super Team, super Stadt“, so die Empfehlung des türkischen Nationalcoaches.
Auch Guidetti, unter dem Lippmann 2014 ihr Debüt im Nationalteam gab, muss sich gegen sie etwas einfallen lassen. Denn nach Olympiasieger China ist auch EM-Bronzemedaillengewinner Türkei und schließlich Vize-Europameister Niederlande Gegner der Deutschen.
Die Nationenliga bringe „unheimlich viel, auch wenn wir ab und zu den Arsch voll kriegen“, sagte Lippmann über den hochkarätig besetzten Wettbewerb. Selbst in solchen Fällen gelingen ihr aber schon mal fast 30 Punkte. In der Nationenliga liegen die Deutschen mit fünf Siegen aus zwölf Partien auf Platz elf. Nur die besten fünf Teams und Ausrichter China qualifizieren sich für das Finale in Nanjing vom 27. Juni bis 1. Juli. Eine deutsche Teilnahme ist nicht mehr realistisch.
Lippmann hatte nach ihrem Abschied vom USC Münster 2014 zwei bittere Jahre beim Dresdner SC, wo sie wenig Spielzeit bekam. Erst mit dem Wechsel zu Schwerin, das von Bundestrainer Felix Koslowski betreut wird, nahm die Karriere der kraftvollen Spielerin wieder entscheidend Fahrt auf. „Riesenkompliment an Felix, weil er mir soviel Vertrauen gegeben“, lobte die gebürtige Herforderin, die die früheren Nationalspielerinnen Angelina Hübner und Margareta Kozuch als ihre Vorbilder nennt. Nun steht sie selbst in dieser Reihe.
Koslowski stärkte die 2016 noch tief verunsicherte Lippmann, die im Nachhinein Schwerin als „letzten Versuch“ bezeichnet, im Profisport noch mal Fuß zu fassen. „Hammer, sofort zuschlagen“, riet ihr Koslowski zum Wechsel. „Sie war fertig mit uns in Schwerin“, musste er schweren Herzens einräumen. Eine Spielerin mit ihrem Potenzial muss sich im Ausland weiterentwickeln. Alle beim deutschen Meister der vergangenen beiden Jahre hätten Lippmann unterstützt, „weil wir in ihrem Interesse handeln, und so wächst das Vertrauen.“
In der Nationalmannschaft ist das ähnlich. Da hat Lippmann vor allem auch in den vergangenen Turnierwochen immer mehr Zutrauen gewonnen. Das liegt auch an der Unterstützung des Teams. „Das, was sie in den letzten zwei Jahren geleistet hat, ist unglaublich“, lobte Spielführerin Maren Fromm ihre Teamkollegin. „Athletisch war sie ja schon immer ganz vorne dabei, aber technisch hat Felix viel mit ihr gearbeitet, und das hat Selbstbewusstsein gegeben.“
Florenz werde sie charakterlich „sehr weit bringen“, meinte Fromm, die selbst auch schon unter anderem in Italien und der Türkei gespielt hat. Den nächsten Charaktertest will Lippmann aber erstmal gegen die Spitzenteams in Stuttgart bestehen.