Deutsche Biathleten bejubeln mit Staffel Rang drei
Oberhof (dpa) - Selbst ohne ihre Topläufer schaffen es die deutschen Biathlon-Staffeln in diesem Winter auf das Podest.
Ohne ihren besten Mann Andreas Birnbacher zeigten die Skijäger beim Heimspektakel in Oberhof genauso wie die Frauen am Tag zuvor ohne Andrea Henkel ihre Klasse und eroberten ebenfalls Rang drei. „Ein Kompliment an die Mannschaft. In Oberhof vor dieser Kulisse auf dem Podium zu stehen, das ist schwer in Ordnung“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner.
Simon Schempp, Erik Lesser, Arnd Peiffer und der kurzfristig als Schlussläufer eingesetzte Florian Graf schafften es über die 4 x 7,5 Kilometer erstmals in dieser Saison auf das Podest hinter Russland und Norwegen. „Es ist schön zu sehen, wenn einer ärgerlicherweise krankheitsbedingt ausfällt, ein anderer seine Sache auch sehr gut macht“, sagte Männertrainer Mark Kirchner und freute sich über die mannschaftliche Geschlossenheit.
Als Birnbacher-Ersatz Graf auf die lange Zielgerade kam, tobten die 19 500 Fans auf den proppevollen Tribünen. Der 24-Jährige genoss das Gefühl in vollen Zügen und ballte beim Zieleinlauf die Faust. „Es war ein sensationelles Gefühl“, sagt Graf.
Auch das typische Oberhof-Wetter mit unangenehmem Nieselregen, Nebel und Wind konnte die Begeisterung der bald 20 000 Fans nicht trüben. Sie können sich auch in Zukunft auf tolle Rennen freuen. Denn Thüringens Vorzeige-Wintersportort darf weiter mit dem Biathlon-Weltcup planen, wird aber Millionenbeträge für Modernisierungsmaßnahmen investieren müssen. „Seit der WM 2004 hat sich international viel getan. Deshalb muss sich auch Oberhof den gestiegenen Anforderungen stellen“, sagte Franz Berger, der Renndirektor des Biathlon-Weltverbandes IBU.
Für die Deutschen begann das Rennen denkbar ungünstig. Denn der sonst so sichere Schütze Schempp musste gleich zu Beginn eine Extrarunde drehen. „Ich weiß gar nicht so genau, wo die Schüsse hingegangen sind. Die Strafrunde ist schon sehr ärgerlich“, sagte der 24-Jährige, der beim Stehendanschlag dann aber ohne Fehl und Tadel geblieben war.
Lesser, der erstmals an seiner Heimtrainingsstätte einen Weltcup bestritt, zeigte einen beherzten Auftritt. Seine Nervosität ließ er sich nicht anmerken, vielmehr setzte der Frankenhainer alle zehn Schuss ins Schwarze. „Insgesamt war es ein schönes Rennen“, sagte er.
Auch Sprint-Ex-Weltmeister Peiffer bekam den schwierigen Wind am anfälligen Schießstand zu spüren. Im liegenden Anschlag verhinderte der Harzer mit drei Nachladern eine Strafrunde. In der Loipe zeigte Peiffer ansteigende Form. Ohne Birnbacher, dafür aber wohl mit Andrea Henkel geht es am Wochenende mit Sprint und Verfolgung weiter. Die achtmalige Weltmeisterin Henkel will nach ihrem krankheitsbedingten Staffel-Verzicht genau wie die zuletzt so starke Miriam Gössner wieder angreifen.
Birnbacher dagegen packte die Koffer. „Ich habe mir über Nacht eine leichte Grippe eingefangen und kann krankheitsbedingt nicht starten. Ich hoffe natürlich, dass sich das schnell auskurieren lässt und ich bis nächste Woche fit für die Rennen in Ruhpolding bin“, teilte der Weltcup-Dritte mit. Für die Männer geht es in der bayerischen Biathlon-Hochburg am Donnerstag mit der dritten Staffel des Winters weiter.