Deutscher Trainer Krug bringt Österreicher in Form
Ruhpolding (dpa) - Wenn Remo Krug nicht als Cheftrainer nach Österreich gewechselt wäre, wer weiß, ob Christoph Sumann beim Weltcup in Ruhpolding an Erik Lesser vorbeiziehen und den deutschen Biathleten den Platz auf dem Podest hätte klauen können.
„Das ist spekulativ“, sagte Krug. Bescheiden stellte der Thüringer fest. „Ich sehe das jetzt nicht so, dass wir die Deutschen abgefangen haben. Es hätte auch eine andere Mannschaft sein können. Für mich ist der dritte Platz wichtig.“
Für den 50 Jahre alten Biathlon-Trainer, mittlerweile im bayerischen Inzell heimisch geworden, ist der Job in Österreich der erste als Chefcoach. „Nach einem guten halben Jahr muss ich sagen, ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Es ist eine Aufgabe, die mich fordert, die ich gerne mache und die mir auch viel Spaß macht.“
Im vergangenen Winter war Krug noch Stützpunkttrainer in Ruhpolding gewesen. Der Trainer habe, sagt Sumann, „neuen Schwung“ gebracht. Er habe ein neues System etabliert, neue Methoden, sei es im Schießtraining, sei es im Konditionstraining, eingeführt. „Nach der schlechten Saison“, meinte Sumann, „haben wir einen großen Schritt gemacht. Einen solchen Schritt zu machen bei dieser Dichte ist schon schwer genug.“
In Österreich kann Remo Krug seine Vorstellungen verwirklichen. „Man hat mir das Vertrauen ausgesprochen, steht hinter mir und lässt mich arbeiten. Das ist wichtig zu wissen, und das tut mir natürlich auch gut„, sagt der Coach. Im Nationencup wollen die Skijäger aus der Alpenrepublik die Saison auf Rang fünf beenden - hinter Norwegen, Russland, Frankreich und Deutschland liegen sie momentan auf dieser Position.
„Wir wollen das eine oder andere Podest erreichen, das haben wir schon geschafft. Und wir wollen eine Medaille bei der WM“, benennt Krug die Ziele für den vorolympischen Winter. „Und nächstes Jahr wollen wir noch ein bisschen besser sein, wollen auch eine Medaille bei Olympia.“ Krugs Vertrag mit dem Österreichischen Ski-Verband läuft bis nach den Winterspielen in Sotschi.
Einfacher sei es im Nachbarland zu arbeiten, weil es schon Druck gebe, der aber nicht ganz so gewaltig sei wie in der Heimat. „Ich habe das ja selber erlebt. Weil einfach Deutschland von der Tradition her immer sehr starke, überragende Biathleten hatte. Da ist die Erwartungshaltung immer da. Aber ob das immer so gerecht ist, ist eine andere Frage.“
Überall werde wahnsinnig viel investiert, überall werde Vollgas gegeben. „Dann ist es fast schon übermenschlich, wenn da eine Nation immer vorne dabei wäre. Und momentan ist es ja auch nicht so, es wechselt. Wenn man die Russen gesehen hat in Oberhof, da waren alle anderen nur Statisten“ sagte Krug. In der Ruhpoldinger Staffel kamen sie hinter Frankreich, Norwegen, Österreich und Deutschland nur auf Rang fünf. „Da sieht man“, sagte Krug, „wieviel Bewegung drin ist, wie eng es gerade bei den Herren ist.“