Gössner stürmt in Östersund auf Platz zwei

Östersund (dpa) - Miriam Gössner strahlte nach dem letzten Treffer über das dick vermummte Gesicht, Trainer Gerald Hönig ballte begeistert die Faust: Ausgerechnet Langlauf-Spezialistin Gössner hat den deutschen Biathletinnen im Eisschrank von Östersund den ersten Podestplatz des Winters beschert.

Die 20-Jährige belegte im Sprint über 7,5 Kilometer einen völlig unerwarteten zweiten Platz und feierte damit den größten Erfolg ihrer noch jungen Biathlon-Karriere. „Ich bin total happy. Ich habe noch nie in meinem Leben eine Null geschossen, das ist fantastisch“, sagte Gössner, die bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver noch im Langlauf gestartet war und mit der Staffel die Silbermedaille gewonnen hatte.

„Biathlon liegt mir einfach am Herzen. Ich wollte allen zeigen, dass ich auch eine gute Schützin bin und das ist mir heute gelungen“, sagte Gössner. Im Ziel konnte sie ihr Glück kaum fassen und ließ sich überglücklich in den kalten schwedischen Schnee fallen. „Es war schon bitterkalt, aber auf der Strecke habe ich das gar nicht mehr gemerkt“, sagte Gössner nach ihrem starken Rennen bei minus 19 Grad.

In Tina Bachmann auf Platz vier und Andrea Henkel auf Rang sechs kamen zwei weitere DSV-Starterinnen unter die besten Acht und sicherten sich damit frühzeitig das WM-Ticket. Auch ohne die krank fehlende Doppel-Olympiasiegerin Magdalena Neuner feierte das deutsche Team damit einen tollen Erfolg. Den Sieg sicherte sich die Finnin Kaisa Mäkäräinen, die nach 22:42,1 Minuten ins Ziel kam.

„Ich muss den Mädels ein Riesenkompliment machen. Nachdem der Einzel-Wettkampf doch nicht so nach unseren Vorstellungen verlaufen war, haben sie es heute trotz der Kälte super gemacht“, sagte Disziplin-Trainer Hönig. Vor allem Gössner überraschte auch den Coach, der seit diesem Winter zusammen mit Ricco Groß für die deutschen Damen verantwortlich ist. „Mit welcher Routine sie heute geschossen hat, das war schon erstaunlich“, sagte Hönig.

Erst wenige Stunden vor dem Start hatten die Veranstalter entschieden, das Rennen überhaupt stattfinden zu lassen. Bei minus 19 Grad lagen die Temperaturen nur hauchdünn über der Marke von minus 20 Grad, für die das Reglement eine Absage vorschreibt. „Ich hoffe für die Frauen, dass sie nicht starten müssen“, hatte der dreifache Olympiasieger Michael Greis nach seiner morgendlichen Trainingseinheit gesagt. Doch die Wünsche des 34-Jährigen wurden zum Glück für Gössner und Co. nicht erhört.

In Kathrin Hitzer (13.) und Sabrina Buchholz (16.) kamen zwei weitere DSV-Starterinnen unter die Top 20. Juliane Döll wurde nach zwei Fehlern im Liegendschießen nur 58. Am Samstag wollen die deutschen Männer im Sprint über zehn Kilometer an die Erfolge der Frauen anknüpfen, nachdem sie im Einzelrennen noch einen Platz unter den besten Zehn verpasst hatten.