Gössner zahlt erneut Lehrgeld - Schempp Fünfter

Ruhpolding (dpa) - Miriam Gössner hat erneut Lehrgeld zahlen müssen. Nach ihren zehn Fehlschüssen von Oberhof musste Deutschlands neuer Biathlon-Star beim Massenstart in Ruhpolding gleich sechs Strafrunden drehen.

„Ich habe es etwas verschlafen und habe nicht reagiert. Das nächste Mal werde ich noch etwas wachsamer sein“, sagte die 22-Jährige nach Platz acht. Zwei Tage nach ihrem Sprint-Sieg in der ChiemgauArena erlebte sie das nächste Wechselbad der Gefühle. „Sie hätte beim ersten Anschlag drehen müssen, da der Wind zugenommen hatte. Die Andrea hat das gemacht“, sagte Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang.

Andrea Henkel war beim fünften Saisonsieg der Weltcup-Spitzenreiterin Tora Berger (Norwegen) bis zum letzten Schießen auf Podestkurs. „Die Andrea macht das gut“, sagte Zaungast Magdalena Neuner. Doch dann leistete sich die Thüringerin ihre Fehlschüsse zwei und drei. „Die zwei Strafrunden haben richtig wehgetan“, sagte Henkel.

Gössner als Weltcup-Zweite und Henkel als Gesamt-Vierte - mehr deutsche Biathletinnen waren beim Spektakel der Top 30 vor 20 000 Zuschauern nicht dabei. Gleich fünf deutsche Skijäger waren beim letzten Massenstart vor der WM in der Winterlandschaft unterwegs, doch nur Simon Schempp als Fünfter und Andeas Birnbacher nach überstandener Krankheit als Siebter schafften es beim zweiten Ruhpolding-Sieg des erneut fehlerfrei schießenden Franzosen Martin Fourcade aus Frankreich im Zielsprint vor dem Russen Dmitri Malyschko in die Top Ten. „Wir haben ein kompaktes Team, sind läuferisch dabei“, lobte Müssiggang.

„Ich bin momentan noch nicht in der Lage voll zu attackieren, aber ich bin wieder bei der Musik“, sagte Birnbacher. „Mit Platz fünf bin ich sehr zufrieden, denn es war sehr knapp“, befand Schempp. Arnd Peiffer (zwei Fehler) kam wie im Sprint auf Rang 15. Florian Graf (4) lief auf Platz 24, Erik Lesser wurde nach einem Sturz und sechs Strafrunden Letzter. Doch die Skijäger sind in einer viel komfortableren Situation als die deutschen Biathletinnen.

25 Tage vor dem ersten WM-Rennen in Nove Mesto mit der Mixed-Staffel wurde zuvor mit ungewöhnlicher Härte das WM-Aus von Staffel-Weltmeisterin Tina Bachmann besiegelt. Die Schmiedebergerin, auch WM-Zweite im Einzel von 2011, war nicht in Form gekommen. Sie soll nun regenerieren und am Stützpunkt in Altenberg versuchen, zur alten Stärke zurückzufinden. Nicht ausgeschlossen, dass Bachmann erst im Olympia-Winter wieder in den Weltcup zurückkehrt.

Die WM-Norm erfüllt haben neben Gössner und Henkel noch Nadine Horchler und Franziska Hildebrand. Verletzungen sind da verboten. „Wir werden mindestens mit fünf, wenn nicht sogar mit sechs Biathletinnen zur WM fahren“, kündigte Thomas Pfüller, der Ski-Sportdirektor, an.

Noch ohne WM-Ticket, aber aufstrebend sind die junge Mutter Kathrin Lang und Langlauf-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle. Die 32-jährige Sachenbacher-Stehle kommt nach ihrem Umstieg zum Biathlon immer besser in Schwung. Im zweitklassigen IBU-Cup schaffte sie es zuletzt zweimal auf das Podest.

„Ich habe viel gelernt und am Schießstand fühle ich mich inzwischen recht wohl“, erklärte sie. „Und läuferisch“, so Pfüller, „ist sie wieder top.“ Die Bayerin wird wie die Juniorin Laura Dahlmeier beim nächsten Biathlon-Klassiker in Antholz zum Weltcup-Team gehören.

Kathrin Lang dagegen wird erst einmal wieder einen Trainingsblock einlegen. Sechs Monate nach der Geburt ihrer Tochter war sie in Ruhpolding in den Weltcup-Zirkus zurückgekehrt. „Solche Athleten, die können innerhalb von zwei, drei Wochen einen Riesensprung machen“, sagte Pfüller. Die 26-Jährige stünde Gewehr bei Fuß: „Ich nehme alles mit, was geht.“