„Gold-Lena“ feiert Abschied - Eigener Wanderweg
Wallgau (dpa) - Doppel-Olympiasiegerin und Ausnahme-Biathletin Magdalena Neuner hat sich zum Ende ihrer Karriere zufrieden über ihr Leben ohne den Leistungssport geäußert.
„Ich bin noch gar nicht so richtig zum Durchschnaufen gekommen. Aber das Schönste ist einfach, in der Früh aufzuwachen und zu sagen: Hey, mal sehen, was der Tag bringt“, sagte die 25-Jährige in ihrer oberbayerischen Heimat Wallgau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen). Dort feierte sie mit ihren Fans Abschied. „Ich muss nicht mehr Angst haben, dass um sechs Uhr morgens schon die Dopingkontrolle vor der Tür steht. Der Sport ist immer weiter weg, für mich geht jetzt eine neue Zeit los.“
Die zweimalige Sportlerin des Jahres hatte am 6. Dezember 2011 überraschend ihren Rücktritt zum Saisonende erklärt. Am 18. März 2012 bestritt sie im sibirischen Chanty-Mansijsk ihr letztes Rennen - sie wurde im Massenstart Sechste. Einen Tag zuvor hatte die 25-Jährige den dritten Gewinn des Gesamtweltcups perfekt gemacht.
Sportlich aktiv sei sie seitdem nur einmal bei einer halbstündigen Jogging-Runde gewesen, verriet die zwölffache Weltmeisterin. Ihr zu Ehren wird ein Panoramaweg auf den Wallgauer Hausberg Krepelschrofen in „Magdalena-Neuner-Wanderweg“ umbenannt, wie Bürgermeister Hansjörg Zahler bekanntgab. „Dass der Weg nun nach mir benannt wird, macht mich sprachlos“, sagte Neuner.
„Schade, dass nicht die Sonne scheint“, sagte der Biathlon-Star vor mehr als 2000 Fans, „aber bei dem tollen Publikum hier heizen wir den Dorfplatz auch so auf.“ Die Mitte ihres oberbayerischen Heimatdorfes war Schauplatz der großen Magdalena-Neuner-Abschiedssause.
Noch einmal zog die Blaskapelle ihres Vaters Paul durch die Straßen, noch einmal zeigten die Ortsvereine, vom Skiclub bis zum Holzhackerverein, stolz ihre Flaggen. Noch einmal wurden an Souvenirständen Fanschals, Mützen, Kaffeetassen verkauft, und wohl zum letzten Mal ertönten „Lena, Lena“-Sprechchöre. Es war wie immer in den vergangenen Jahren, wenn die Ausnahmeathletin nach einer Saison in ihrem Heimatort für ihre Erfolge geehrt wurde. Diesmal war es nach ihrem letzten Start vor drei Wochen wohl der letzte Empfang.
Neben ihren Fans war bei wenig einladendem Nieselregen und nur wenigen Grad über Null auch die Polizei spürbar präsent. Beamte in Uniform und in Zivil sicherten selbst die Pressekonferenz im „Haus des Gastes“. Im „Münchner Merkur“ hatte die Sportlerin erstmals von einer Morddrohung berichtet, die sie während der Weltmeisterschaft in Ruhpolding erhielt. „Wahrscheinlich gehört das zum Berühmtsein“, sagte sie der Zeitung. „Ich habe mich sicher gefühlt. Aber klar, man denkt gelegentlich daran. Auch ab und zu beim Einschlafen.“
Demnächst ist die 25-Jährige im ZDF Gast von Erwin Pelzig („Pelzig unterhält sich“) und beim DFB-Pokal-Finale zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern, wo sie vor dem Anpfiff am 12. Mai in einem goldenen Kleid den Pokal ins Berliner Olympiastadion tragen wird. Neuner verriet, wem sie dann die Daumen drücken wird: „Als Bayerin natürlich dem FC Bayern.“
In dem Interview im „Münchner Merkur“ sagte die Wallgauerin: „Es geht nicht mehr darum, alles für den Sport zu machen - 24 Stunden am Tag. Sondern jetzt kann ich einfach leben, wie ich will. Das ist ein tolles Gefühl.“ Neuner sieht sich nun nicht mehr in der Pflicht. „Ich sag' dann, dass es für mich vorbei ist und mich das eigentlich nichts mehr angeht, wie das mit dem Biathlon in Zukunft sein wird. Das ist nicht meine Schuld, ob es mit dem Biathlon gut oder nicht so gut weitergeht.“