Kanadas deutscher Trainer träumt von WM in Canmore

Canmore (dpa) - Ein deutscher Trainer hat Kanadas Skijäger flott gemacht, doch auf Live-Bilder im Fernsehen wird Matthias Ahrens in seiner neuen Heimat wohl ewig warten müssen. Selbst vom Heimspiel in dieser Woche in Canmore wird nur aus der Konserve übertragen.

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„Nur die großen Profi-Sportarten zählen. Eishockey ist das Nonplusultra, das ist wie Fußball in Deutschland. Dann kommt Baseball und Football und dann nix“, klagt der Auswanderer. Trotzdem, die Menschen in der Kleinstadt in den Rocky Mountains sind im Biathlon-Fieber. „Da ist“, sagt Ahrens, „eine Riesenbegeisterung in der Bevölkerung. Eine richtige Freude, dass nach so langer Zeit wieder Biathlon kommt. Wir hatten seit 22 Jahren keinen Weltcup mehr.“

Die für Olympia 1988 in Calgary gebauten Anlagen wurden vor acht Jahren komplett erneuert. „Sie sind auf internationalem Standard, sowohl im Biathlon als auch im Langlauf“ sagt Ahrens. Neben den Skijägern kommen auch die Langläufer nach Canmore - zum Saison-Finale im März. Und sollte der Biathlon-Weltcup problemlos über die Bühne gehen, dann will sich die Wintersport-Oase 110 Kilometer westlich von Calgary für die WM 2020 bewerben. Oberhof hätte neben Pokljuka/Slowenien und voraussichtlich Antholz/Italien einen weiteren starken Konkurrenten.

Seit 2004 ist der ausgebildete Bergführer Ahrens, ein ehemaliger Biathlet und Langläufer aus Kochel am See, Trainer bei den Kanadiern. Seit 2012 zeichnet der 54-Jährige als Chefcoach für das Frauen- und Männerteam verantwortlich. Seine Schützlinge kennt der Familienvater allesamt seit dem Junioren-Alter. „Die sind mit mir mitgewachsen, ich bin mit ihnen mitgewachsen.“

Seit einiger Zeit sind die Ahornblätter für Überraschungen gut. Bei der WM holte Nathan Smith Sprint-Silber - es war die erste kanadische Männer-Medaille. Beim diesjährigen Weltcup-Auftakt wurde Smith zusammen mit Rosanna Crawford in der neuen Single-Mixed-Staffel Zweiter. Kein Wunder, dass Ahrens mit dem Petro-Canada Coaching Excellence Award ausgezeichnet wurde - vergleichbar mit der „Trainer- des-Jahres“-Trophäe in Deutschland.

Mit 400 000 statt 300 000 Dollar, umgerechnet rund 270 000 Euro, werden die kanadischen Skijäger nun vom Staat gefördert. „Die Medaille hat zwar schon etwas gebracht, aber nicht das, was wir uns erhofft haben“, meint Ahrens. „Andere Sportarten sind noch immer vor uns.“ Die Freestyler etwa, die pro Jahr drei Millionen von der vor den Winterspielen in Vancouver 2010 gegründeten Organisation „Own the Podium“ erhalten. „Die sind natürlich öfters auf dem Podest, aber man muss auch den Vergleich sehen: Im Biathlon können von der Leistungsdichte her 30 Athleten auf das Podium, im Freestyle sind es vielleicht fünf.“

Die alle am Stützpunkt in Canmore lebenden Biathleten wollen im Männer- und Frauen-Sprint (Donnerstag/Freitag), den beiden Massenstart-Rennen (Samstag) sowie den Mixed-Staffeln (Sonntag) weiter Werbung in eigener Sache machen. „Wir wollen auf das Podium. Aber ein Heim-Weltcup hat seine eigenen Gesetze. Da hat man einen anderen Druck, den wir noch nie erfahren haben“, erklärt Ahrens. Seine Sportler, alle sind Studenten, erhalten von der Sporthilfe monatlich zwischen 800 und 1500 Dollar. „Davon“, sagt ihr Trainer, „kann man in Canmore gerade so leben. Es ist zwar sehr schön hier, aber auch sehr teuer, sehr touristisch.“