Miriam Gössner: „Lena hat große Fußspuren hinterlassen“
Nove Mesto (dpa) - Als großes Talent wurde sie schon lange gehandelt. In diesem Winter gelang Biathletin Miriam Gössner nun endlich der Durchbruch: Drei Erfolge feierte sie. Die 22-Jährige rannte regelmäßig alle in Grund und Boden.
Doch Siegen folgten auch Rückschläge. Vor der am Donnerstag mit der Mixed-Staffel beginnenden WM im tschechischen Nove Mesto hält sich die deutsche Medaillenhoffnung deshalb mit großen Tönen zurück. „Ich bin generell kein Mensch, der über seine Ziele spricht. Ich hoffe, dass ich meine absoluten Topleistungen abrufe. Dann sind gute Ergebnisse möglich“, sagte die Garmischerin in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Erstmals bei einer Weltmeisterschaft werden Sie am Donnerstag in der deutschen Mixed-Staffel laufen. Aufgeregt?
Miriam Gössner: „Ein bisschen, aber es ist mehr Vorfreude. Schön, dass ich endlich auch in der Mixed-Staffel laufen kann, denn es macht viel Spaß, zusammen mit den Jungs einen Wettkampf zu bestreiten.“
Eine Medaille scheint nur Formsache zu sein?
Gössner: „Um Gottes Willen nein. Das ist die schwerere Staffel. Viele Teams können zwei starke Frauen und Männer aufbieten, das wird eine ganz enge Kiste. Aber wir werden unser Bestes geben und hoffen natürlich, eine Medaille zu holen.“
Hätten Sie vor diesem Winter damit gerechnet, dass es so gut für Sie läuft?
Gössner: „Gedacht nicht, aber natürlich gehofft, weil ich hart trainiert habe. Es gab sicher auch nicht so tolle Rennen. Aber wir sind keine Maschinen. Ich hatte Gott sei Dank schon viele Höhen in diesem Winter, darüber freue ich mich sehr. Ich versuche, das Positive mit in die WM zu nehmen.“
Was trauen Sie sich denn zu bei der WM?
Gössner: „Ich bin generell kein Mensch, der über seine Ziele spricht. Ich hoffe, dass ich meine absoluten Topleistungen abrufe, sowohl im Schießen als auch im Laufen. Dann sind gute Ergebnisse möglich. Ich versuche, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und schaue dann, was im Ziel dabei rauskommt.“
Sie scheinen ja wirklich das Loch, das Magdalena Neuner mit ihrem Rücktritt gerissen hat, schließen zu können.
Gössner: „Lena hat große Fußspuren hinterlassen, diese zu füllen, ist eigentlich gar nicht möglich. Zumindest nicht auf die gleiche Art und Weise. Deswegen möchte ich meine eigenen Fußspuren hinterlassen.“
Ist es nervig, immer wieder mit Ihrer Freundin verglichen zu werden?
Gössner: „Nein, eigentlich gar nicht. Ich habe einen riesen Respekt vor ihren Leistungen als Sportlerin und Mensch, von daher ist es eine Ehre, mit ihr verglichen zu werden. Aber ich finde solche Vergleiche nicht so gut, weil jeder einen anderen Weg geht und seine eigene Persönlichkeit hat.“
Welche Schlagzeile würden Sie am liebsten während der WM über sich lesen?
Gössner: „Am allerliebsten würde ich gern lesen: 20 Treffer im Einzel, und Gold, das wäre natürlich der Wahnsinn. Aber 20 Treffer das habe ich noch nie geschafft, und das im Einzel wäre mein absolutes Highlight.“
Nach ihren drei Siegen gehören Sie vor allem im Sprint zu den Favoritinnen. Setzt Sie das zusätzlich unter Druck?
Gössner: „Ich selbst mache mir nicht so viel Druck. Ich gebe nicht so viel auf das, was draußen geschieht und andere erwarten. Wenn ich mein Potenzial abrufe, kann es immer ein gutes Rennen werden. An das denke ich jedes Mal, wenn ich am Start stehe. Wichtig ist, dass ich mein Bestes gebe und mit dem zufrieden bin, was ich mache. Ich hoffe, dass ich in Nove Mesto einen sehr guten Sprint hinlege.“
Beim WM-Test 2012 war der Schießstand sehr windanfällig. Haben Sie Angst vor irregulären Wettkämpfen?
Gössner: „Letztes Jahr hat es mich im Sprint total erwischt. Das war doof, aber dafür hatte ich in einem anderen Rennen mehr Glück und ich denke, dass sich das immer wieder ausgleicht. Ich denke und hoffe, dass es faire Wettkämpfe werden. Und selbst wenn es eine Windlotterie wird, kann ich es nicht ändern und man muss schauen, dass man gut pokert und das Beste aus dem macht, was man zur Verfügung hat.“
Ein Doppelstart bei der Langlauf-WM scheint sicher. Wenn Sie noch Chancen auf den Biathlon-Gesamtweltcup hätten, was hätte Priorität?
Gössner: „Dann auf jeden Fall der Biathlon-Weltcup. Aber es wäre ein absoluter Traum, sowohl das eine als auch das andere bestreiten zu können.“