Nervenstarke Dahlmeier macht Hoffnung auf mehr
Nove Mesto (dpa) - Die Befürchtung, dass Laura Dahlmeier nach ihrem Gala-Debüt im Biathlon-Zirkus abheben könnte, scheint unbegründet.
Bescheiden reflektierte die 19-Jährige ihre starke Staffelleistung bei der WM in Nove Mesto, auch wenn am Ende trotz einer zwischenzeitlichen Führung im mit 27 000 Fans ausverkauften Tollhaus Vysocina Arena nur Rang fünf heraussprang.
„Vor so einer Kulisse bin ich noch nie gelaufen. Das hat total Spaß gemacht und ich hoffe, dass ich das wieder erleben darf“, erklärte die Newcomerin mit einem freundlichen Lächeln der Journalistenschar, die sich nach ihrem phänomenalen Auftritt um die bis dato nur Szenekennern bekannte Skijägerin gebildet hatte.
Gleich bei ihrem WM-Debüt war die lediglich als Ersatzfrau nominierte Laura Dahlmeier von den Trainern am Freitagabend aufgestellt worden. Die Angst, dass sie dem Druck nicht standhalten und davon womöglich einen psychischen Knacks bekommen könnte, bewahrheiteten sich nicht. Im Gegenteil: Dahlmeier ersetzte die wegen ihrer Laufschwäche aussortierte Nadine Horchler bestens.
Sie schoss als einzige des Quartetts fehlerfrei und zeigte zudem eine engagierte Laufleistung. „Das hat sie zweifellos toll gemacht“, sagte Schlussläuferin Andrea Henkel, gab aber auch zu bedenken: „Das erste Rennen ist immer das einfachste.“
Ausgerechnet die Jüngste behielt als Einzige die Nerven. Während Startläuferin Franziska Hildebrand und Miriam Gössner mit Mühe eine Strafrunde vermieden und Dahlmeier nur als Achte ins Rennen schickten, trumpfte die dreifache Junioren-Weltmeisterin groß auf.
„Ich hatte keine Nerven“, sagte sie und erzählte, dass sie die Nacht vor dem Rennen „so gut wie noch nie hier“ geschlafen habe. „Ich hatte keine Angst. Kurz vor dem Rennen war ich aber schon nervös“, gab sie zu. Dann redete sie sich Mut zu: „Ich habe mir gedacht, bleib ruhig und mach es so wie immer.“ Und es klappte perfekt.
„Respekt vor der Leistung, aber das zeigt auch ein Stück weit, wie gefestigt sie schon ist und dass sie eine gewisse Unbekümmertheit ausstrahlt“, sagte Damen-Coach Gerald Hönig. Nicht nur er hatte nach der durch Dahlmeier erarbeiteten Führung wenn nicht von Gold, so doch zumindest von einer Medaille geträumt.
Aber ausgerechnet der mit Einzel-Silber dekorierten Andrea Henkel flatterten die Nerven. Im Showdown mit Weltmeister Norwegen, der Ukraine und Italien fiel sie durch zwei Nachlader zurück und musste zum Ende auch noch Russland vorbeiziehen lassen. „Das wurmt mich schon und tut weh“, sagte die 35-Jährige angefressen. Zuletzt hatte eine deutsche Damen-Staffel 1993 keine WM-Medaille gewonnen.
Laura Dahlmeier sah es wohl am entspanntesten der vier Damen. „Viele haben sich sicher eine Medaille erhofft und zwischenzeitlich lagen wir ja auch vorne. Natürlich ist es schade. Aber für mich war das ein Superrennen und ich hätte vor der Saison nie gedacht, dass ich bei einer WM teilnehme, geschweige denn einen fünften Platz erreiche“, sagte die passionierte Kletterin.
Laura Dahlmeier dürfte sich nach dieser Vorstellung weiter im Weltcup beweisen dürfen - mit Blick auf die Zukunft die richtige Entscheidung, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Und sie weiß auch, an was sie noch besonders arbeiten muss. „Insgesamt ist meine Schießzeit schon noch langsamer, aber man braucht ja was zum verbessern“, sagte die 19-Jährige.