Nur Vergessen: Biathleten wollen Debakel abhaken
Nove Mesto (dpa) - „Ich greife wieder an!“ Nach der wohl schwärzesten Stunde ihre Karriere will Miriam Gössner allen beweisen, dass sie nach Niederlagen wieder aufsteht und sich nicht demoralisieren lässt.
„Die Staffel ist vorbei, und es bringt jetzt auch nichts, noch groß darüber nachzudenken“, sagte Gössner der Nachrichtenagentur dpa. Zuvor hatten die Skijäger beim gemeinsamen Frühstück das Mixed-Debakel mit Platz 13 aufgearbeitet und abgehakt. Am Freitag tankte die derzeit erfolgreichste deutsche Biathletin beim Training wieder Kraft für das anstehende Wochenende mit Sprint und Verfolgung.
Gössner wusste auch am Tag nach der wohl bisher schwärzesten Stunde ihrer Karriere nicht genau, woran ihre schlechte Schieß- und Laufleistung im Mixed lag. Am Samstag will die Medaillenhoffung es besser machen. „Morgen gibt es wieder eine neue Chance, das Rennen geht bei Null los. Das heißt Vollgas von Anfang an und ich freue mich drauf“, sagte sie.
Insgesamt war der Tenor bei den deutschen Skijägern nach dem Katastrophen-Start in die WM in Nove Mesto: Wir sind gut, Platz 13 war ein Ausrutscher. „Das ist Sport. Es haben schon viele eine Klatsche gekriegt. Die Fußball-Nationalmannschaft hat gegen Schweden auch 4:0 geführt und nur 4:4 gespielt. Das ist wahrscheinlich genauso hart“, meinte Andreas Birnbacher.
Auch wenn die Pleite eine besonders herbe war, sei jetzt keine Zeit, um in Hysterie oder Depressionen zu verfallen. „Ich habe das Rennen schon abgehakt“, sagte Birnbacher, um aber im selben Atemzug das im Vorfeld vom Verband ausgerufene Ziel von fünf bis sechs Medaillen zu hinterfragen: „So viele Medaillen zu holen, wird schwierig. Man hat gesehen, wie eng es zugeht.“ Um das hohe Ziel zu erfüllen, müssten die Deutschen bei den noch zehn anstehenden Wettkämpfen in jedem zweiten Rennen den Sprung aufs Treppchen schaffen. Andere Top-Nationen wie Norwegen und Frankreich verzichten auf solche Vorgaben.
Trotz des propagierten Zweckoptimismus -der missratene WM-Auftakt ist nicht spurlos am Team vorbeigegangen. „Das war eine Riesenenttäuschung“, bekannte Chefbundestrainer Uwe Müssiggang. „Wir wollten unbedingt die Medaille holen. Wir waren aber weit weg davon.“ Allerdings wolle man sich mit der schlechtesten Mixed-Platzierung in der WM-Geschichte nicht „endlos“ beschäftigen. „Das wäre auch für die Athleten nicht gut. Wenn wir das alle Stunde vorrechnen“, sagte der 61-Jährige. Birnbacher ergänzte: „Man muss jetzt nicht gleich alles schlechtreden. Es ist ja nicht so, dass wir es nicht drauf hätten.“
In der Analyse des Rennens sei man zu dem Schluss gekommen, dass „der Schießstand uns Probleme bereitet hat. Da waren wir zu langsam“, resümierte Müssiggang. Am Material habe es, anders als nach dem Rennen vermutet, jedenfalls nicht gelegen: „Wir waren nicht im Spitzenbereich, waren aber auch nicht mit schlechtem Material unterwegs. Es wäre falsch, wenn wir sagen würden: Wir hatten schlechte Ski.“
Aufschluss werden letztlich die Sprintrennen am Samstag (13.00 Uhr Herren, 16.15 Uhr Damen/ARD und Eurosport) und die Verfolger am Sonntag geben. Vor allem auf Miriam Gössner wird der Fokus liegen. „Die Kunst ist, schnell zu vergessen“, sagte Bundestrainer Ricco Groß. Sein Schützling hatte nach ihrem persönlichen Debakel bittere Tränen vergossen. „Wir haben sie aufgebaut. Miri weiß, was sie kann“, meinte Birnbacher. Neben der dreimaligen Saisonsiegerin laufen noch Andrea Henkel, Nadine Horchler und Franziska Hildebrand.
Bei den Herren gehen neben Birnbacher noch der frühere Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer, Schempp und Erik Lesser an den Start. „Klar ist das Ziel eine Medaille. Die Chancen sind definitiv da. Aber ich bin immer besser damit gefahren, wenn ich ein bisschen tiefstaple und nicht vorher auf den Putz haue“, meinte Birnbacher.