Rückschlägen zum Trotz: Tschechen holen WM-Bronze
Nove Mesto (dpa) - Die Tribünen im schmucken Biathlon-Stadion von Nove Mesto wackelten, als Ondrej Moravec die Bronzemedaille in der Mixed-Staffel nach Hause brachte.
Das Tschechen-Quartett mit Veronika Vitkov, Gabriela Soukalova, Jaroslav Soukup und eben Moravec schafften bei der Heim-WM den berühmten Einstand nach Maß. Die 27 000 Zuschauer in der ausverkauften Arenea feierten ihre Helden nach der faustdicken Überraschung.
2012 war für Gabriela Soukalova das schlimmste Jahr ihres Lebens. Der tschechische Biathlon-Star erkrankte in der Saisonvorbereitung am Epstein-Barr-Virus und war mehr als drei Monate außer Gefecht gesetzt. Zugleich kämpfte Soukalovas Vater gegen Krebs. „Das war schlimm für mich und meine Familie“, erzählt die 23-Jährige. Sie, die Profi-Sportlerin, schaffte es nicht mal mehr, 30 Minuten zu laufen: „Ich war geschockt. Ich hasse es, an diese Zeit zu denken.“
Doch Soukalova, die van Gogh, Musik und Kunstgeschichte liebt, kämpfte sich zurück und startete in diesem Winter mit ihrem ersten Weltcupsieg sowie zwei weiteren Podestplätzen durch. Ihr Erfolgsrezept: Sie versucht, aus dem Negativen noch etwas Positives zu ziehen: „Als ich krank war, konnte ich lernen und mein Kunststudium beenden. Nun gilt meine ganze Konzentration dem Biathlon und der WM.“
Soukalova steht im Jahr der Heim-Weltmeisterschaften in Nove Mesto stellvertretend für ein erstarktes tschechisches Team. In diesem Winter zeigte die Mannschaft der Trainer Jindrik Sikola und Ondrej Rybar klar ansteigende Form, bei der Heim-WM will man nun den erwarteten 150 000 Fans spannende Wettkämpfe und wenn möglich Medaillen liefern. Bei den Männern ist Schlussläufer Moravec als 13. der Bestplatzierte im Gesamtweltcup, er schaffte in dieser Saison einen zweiten und einen dritten Platz. Mit der Mixed-Staffel und im Frauen-Team standen die Tschechen jeweils einmal auf dem Podest.
„Diese WM hier in meinem Heimatstadion ist für uns alle eine große Motivation. Wir können gute Ergebnisse erreichen, selbst wenn der Druck durch Medien und Fans groß ist“, sagte der zweimalige WM-Medaillengewinner Michal Slesingr. Doch den Routinier plagt ausgerechnet zum Saisonhöhepunkt ein Virus. „Es wird schwierig, aber wir werden natürlich unser Bestes geben“, meinte Coach Rybar, der in der Vorbereitung einen herben Rückschlag hinnehmen musste.
Denn Jaroslav Soukup, Bronzemedaillengewinner von Ruhpolding, hatte im Sommer-Trainingslager einen schweren Radunfall. Die Folgen waren eine offene Fraktur im rechten Unterarm, ein Bruch der Schulter, Verstauchungen in der Lendenwirbelsäule und Einschränkungen im Kopf- und Nackenbereich. Seine Karriere stand sogar auf dem Spiel. Doch Soukup ist wie seine Teamkollegin Soukalova eine Kämpfernatur. Aufgeben verboten ist sein Motto. „Ich bin erstmal unheimlich froh, dass ich wieder Rennen laufen kann“, sagte Soukup.
Er und die 376 anderen Athleten aus 43 Nationen finden bei der ersten WM in Tschechien optimale Bedingungen vor. Die Organisatoren nahmen viel Geld in die Hand. Die 25 000 Fans fassende Vysochina Arena wurde für 20 Millionen Euro nochmals umgebaut und auf absolutes Spitzenniveau gebracht. Weltcup-Orte wie Oberhof können von solch professionellen Bedingungen nur träumen.
Die Hoffnungen einer ganzen Nation sind groß nach diesem Auftakt. Sie ruhen vor allem auf Gabriela Soukalova. Und wenn sie dem Druck standhält, wird sie sicher auch mal wieder zum Mikrofon greifen und singen. Denn das ist eine weitere Leidenschaft der Naturliebhaberin. „Ich habe schon einige Male mit einer Band gesungen. Das hat viel Spaß gemacht“, erzählt die Skijägerin mit den vielen Talenten. Dass sie es kann, zeigen die über 43 000 Klicks auf ein Video von ihr auf der Internetplattform „Youtube“.