Deutsche Biathleten wollen WM-Medaillen holen
Nove Mesto (dpa) - In Nove Mesto beginnt am Donnerstag die Biathlon-WM mit der Mixed-Staffel. Andrea Henkel, Miriam Gössner, Simon Schempp und Andreas Birnbacher sollen die erste Medaille für Deutschland holen.
Die Konkurrenz ist groß. Und dann ist da auch noch der Wind.
Auch ohne Magdalena Neuner und Michael Greis wollen die deutschen Biathleten bei der Weltmeisterschaft erfolgreich bleiben. „Wir sollten uns das Ziel setzen, um fünf bis sechs Medaillen mitzukämpfen. Das muss man ganz einfach machen, um die Leistungen hochzuhalten. Da bauen auch wir als Verband überhaupt keinen Druck auf“, sagte Sportdirektor Thomas Pfüller vom Deutschen Skiverband (DSV). Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang ergänzte: „Warum sollte man die Zielstellungen runterschrauben, nur weil Magdalena Neuner nicht mehr dabei ist?“
Das Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr - auch für den WM-Auftakt. Andreas Birnbacher und Simon Schempp kennen das spezielle „Goldgefühl“ schon. Beide wurden bereits Weltmeister mit der Mixed-Staffel - jetzt wollen sie zusammen mit Andrea Henkel und Miriam Gössner am Donnerstag einen tollen Start in WM schaffen. „Unser Ziel ist ganz klar eine Medaille“, sagte Schlussläufer Birnbacher. Auch Henkel und Gössner sind mehrfache Weltmeisterinnen, aber noch nie im gemischten Doppel.
Die Vorbereitung verlief reibungslos, alle sind fit. Deshalb gehört das Quartett, bereits 2008 und 2010 Weltmeister und zuletzt bei der Heim-WM in Ruhpolding mit Bronze dekoriert, einmal mehr zu den Medaillenkandidaten - wie viele andere Teams auch. „Es wäre schön, wenn es gleich in der Mixed-Staffel klappen würde. Das nimmt dann auch gleich mal den Druck vom Team. Aber gerade der Mixed-Wettbewerb ist mittlerweile alles andere als ein Selbstläufer“, sagte Birnbacher.
Für Andrea Henkel wäre bei ihrer wohl letzten WM ein Premierentitel in der Mixed-Staffel ein ganz besonderer. Denn dann würde sich die 35-Jährige in den Annalen des Biathlons als die erste Frau verewigen, die in allen Disziplinen WM-Gold gewonnen hat. Dieses hat ihr einzig Rekord-Olympiasieger Ole Einar Björndalen voraus. Für Henkel ist das aber nur eine Nebensache: „Mir fehlt nichts, aber es wäre sicher schön, wenn es klappen würde.“ Bei der Nominierung für den ersten Wettbewerb stand für die Damen-Trainer Gerald Hönig und Ricco Groß der Einsatz der achtmaligen Weltmeisterin Henkel und der dreimaligen Saisonsiegerin Gössner schon nach dem WM-Lehrgang in Oberhof fest. Nach dem Rücktritt von Rekordweltmeisterin Neuner ist die Leistungsdichte bei den Damen nicht mehr ganz so groß.
Schwieriger machten es sich dagegen die Männer-Coaches Mark Kirchner und Fritz Fischer. Nach dem Rücktritt von Michael Greis war nur der zweimalige Saisonsieger Birnbacher gesetzt. „Über die Leistung vom Andi brauchen wir nicht diskutieren. Wir haben eine große Leistungsdichte im Männerteam. Da kann jeder jeden schlagen. Von daher ist es auch eine Bauchentscheidung, wie man aufstellt“, sagte Kirchner am Tag vor der ersten der elf WM-Entscheidungen.
Neben Schempp hätten genauso gut der ehemalige Sprintweltmeister Arnd Peiffer, Erik Lesser oder Florian Graf laufen können. „Wir haben gestern noch einmal mit allen Leuten geredet, auch individuell“, sagte Kirchner. „Es ist Ruhe im Team und es stehen alle hinter der Entscheidung.“ Schempp sei im Moment gut drauf, er habe auch letzte Woche in Oberhof in der WM-Vorbereitung im Schießen gut gearbeitet.
Schempp, der am Mittwoch nach einem späten Frühstück vor dem Abschlusstraining mit seinen Staffel-Kollegen beim Gesellschaftsspiel Jenga entspannte, fiebert seinem Einsatz entgegen: „Ich habe mich richtig gefreut, dass ich laufen darf.“
Vielmehr Angst als vor der starken Konkurrenz hatten im Vorfeld nicht nur die Deutschen vor dem Wind. Denn durch die Vysochina Arena am Rande des Ochozawaldes pfeifen des öfteren starke Böen, der Schießstand gilt als extrem windanfällig. „Wir haben ja hier schon erlebt, wie der Wind Einfluss nehmen kann. Hoffentlich läuft deshalb alles regulär und fair ab“, sagte Müssiggang.
Beim WM-Test 2012 waren unter anderem Birnbacher, Peiffer und Gössner die Leidtragenden. „Das war schon doof“, erinnerte sich Gössner und ergänzte: „Selbst wenn es eine Windlotterie wird, dann muss man schauen, dass man gut pokert. Es ist schon etwas Besonderes, zusammen mit den Jungs zu laufen. Ich gehe positiv ins Rennen.“ Beim Abschlusstraining und auch Tags zuvor war der Wind kein Problem. Fast alle Schüsse trafen ihr Ziel. Zumal eine mobile, 7000 Zuschauer fassende Tribüne, ein neu errichtetes Funktionsgebäude und eine Holzwand rechts vom Schießstand als „Windabweiser“ dienen. „Wenn es so bleibt ist, ist es absolut ok“, sagte Müssiggang.