Trotz Morddrohung: Neuner genießt ihre Freiheiten

Wallgau (dpa) - Magdalena Neuner genießt ihr neues Leben nach dem Rücktritt vom Biathlon in vollen Zügen. Die erst jetzt bekanntgewordene Morddrohung bei der Heim-WM in Ruhpolding im März hat die Rekord-Weltmeisterin in ihrem Entschluss nur bestätigt.

„Wahrscheinlich gehört das zum Berühmtsein“, sagte Neuner, die am 6. Dezember 2011 überraschend ihren Rücktritt erklärt hatte, in einem Interview des „Münchner Merkur“. Nun hat sich alles verändert. „Es ist alles superschön. Mir ist es nie langweilig. Ich war noch keinen Tag daheim, an dem ich mich gefragt hätte: 'Was mache ich jetzt'?“, meinte die 25-jährige Wallgauerin.

Zwar wird es bei ihrer offiziellen Verabschiedung am (heutigen) Freitag in ihrer Heimatgemeinde in Wallgau mit rund 5000 Zuschauern noch einmal einen großen Andrang geben, doch vermissen wird die Doppel-Olympiasiegerin den Rummel um ihre Person nicht: „Für mich ist das abgeschlossen, das Thema ist vorbei. Ich selber habe in den letzten Wochen so gut wie überhaupt nicht mehr an Biathlon gedacht. Es geht nicht mehr darum, alles für den Sport zu machen - 24 Stunden am Tag. Sondern jetzt kann ich einfach leben, wie ich will. Das ist ein tolles Gefühl.“

Die Morddrohung bei der WM hat sie fast verdrängt. „Ich habe mich sicher gefühlt. Aber klar, man denkt gelegentlich daran. Auch ab und zu beim Einschlafen.“ Berühmt zu sein ist für sie „Fluch oder Segen. Ich bin da oft hin- und hergerissen“.

Auch mit dem Biathlonsport hat die derzeit wohl populärste deutsche Wintersportlerin abgeschlossen. Sie sieht sich nicht mehr in der Pflicht. „Ich sag' dann, dass es für mich vorbei ist und mich das eigentlich nichts mehr angeht, wie das mit dem Biathlon in Zukunft sein wird. Das ist nicht meine Schuld, ob es mit dem Biathlon gut oder nicht so gut weiter geht.“

Etwas fehlen wird dennoch, da die komplette Familie bei den Rennen immer gemeinsam vor dem Fernseher gesessen hatte. „Das war so ein Ritual, dass man zusammen hoffte und mitbangte. Das hat im Winter einfach dazu gehört. Obwohl meine Mama meint, für ihre Nerven sei es besser, wenn sie nicht mehr so mitfiebern muss“, betonte „Gold-Lena“.