WM-Generalprobe: Fiasko für deutsche Biathletinnen

Antholz (dpa) - Den Strahle-Frauen Miriam Gössner und Evi Sachenbacher-Stehle war das Lachen gründlich vergangen. Die beiden Bayerinnen, die sonst immer für einen flotten Spruch und gute Laune zu haben sind, mussten wie der Trainerstab das Sprint-Fiasko von Antholz erst einmal sacken lassen.

Ausgerechnet die zuvor in Oberhof und Ruhpolding siegreiche Gössner erlebte über die 7,5 Kilometer mit sieben Schießfehlern und Rang 62 ebenso ein Debakel wie Sachenbacher-Stehle. Sie landete bei ihrem Comeback im Biathlon-Weltcup mit fünf Strafrunden auf Rang 78. Beide verpassten damit die Qualifikation für die Verfolgung am Samstag. Vor allem für Gössner ist das im Kampf um den Weltcup-Gesamtsieg ein herber Rückschlag.

Die Einzige, die etwas zu Lachen hatte, war Nadine Horchler. Die 26-Jährige schoss beim Sieg der slowakischen Olympiasiegerin Anastasiya Kuzmina fehlerfrei und schaffte mit Rang fünf ihr bisher bestes Weltcupergebnis. „Ich war heute keine Null. Ich habe die Null geschossen“, sagte sie. „Das war ein tolles Rennen und gibt mir weiter Selbstvertrauen.“ Dies konnte aber nicht über das insgesamt schlechte Abschneiden der Deutschen hinwegtäuschen. „Heute gehen wir mit sehr langen Gesichtern nach Hause. Kompliment an Nadine, aber das schönt unser Ergebnis etwas“, meinte Damen-Coach Gerald Hönig, dem wie seinen Athletinnen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand. Andrea Henkel (2 Fehler) wurde 25., Franziska Hildebrand (3) kam als 39. ins Ziel.

Ganz bitter erwischte es Miriam Gössner. Nicht nur, dass die dreimalige Saisonsiegerin 1050 Extra-Meter absolvieren musste. Zu allem Übel stürzte sie unbemerkt von den Kameras auch noch und schlug sich dabei den Kopf an. Da nützte auch die erneute Laufbestzeit nichts. Völlig bedient stapfte die 22-Jährige in die Umkleidekabine. Über Pressesprecher Stefan Schwarzbach ließ sie anschließend ausrichten: „Ich habe mich von Anfang an nicht gut gefühlt, dann noch die sieben Fehler dazu und ein Sturz, wo ich mir den Kopf angeschlagen habe. Heute ging einfach alles schief.“

Nach der verpatzten WM-Generalprobe ist nun psychologisches Feingefühl gefragt. „Miri ist unsere Siegläuferin. Mit ihr müssen wir jetzt sehr sorgfältig umgehen, um sie sehr schnell wieder aufzubauen“, meinte Hönig.

Auch Sachenbacher-Stehle hatte sich nach dem zweiten Platz im IBU-Cup ihren zweiten Einsatz im Konzert der weltbesten Skijägerinnen anders vorgestellt. Doch die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin zahlte bei strahlendem Sonnenschein und perfekten Bedingungen Lehrgeld. „Ich wusste, dass es in der Höhe nicht leicht wird. Aber ich habe gehofft, dass es geht. Ich wurde jedoch eines Besseren belehrt“, analysierte die 32-Jährige. Bei ihrem ersten Weltcupstart in Pokljuka war sie 48. und 59. geworden.

Kopfschüttelnd schaute Sachenbacher-Stehle nach dem Zieleinlauf auf die Videoleinwand und winkte ab. Schlecht geschossen und noch schlecht gelaufen, so das Kurz-Fazit der Bayerin: „Ich fühle mich in der Höhe beim Laufen einfach überhaupt nicht gut, und dann war auch noch das Schießen schlecht. Die Fehler waren knapp, aber Fehler ist Fehler.“ Dennoch könnte sie am Sonntag in der Staffel starten. „Das entscheiden wir unabhängig von diesem Ergebnis“, erklärte Hönig.

Keine Erklärung für ihr schlechtes Ergebnis hatte Routinier Andrea Henkel. „Ich bin noch auf Spurensuche, woran es gelegen hat. Ich habe mich nicht so gut wie gestern gefühlt. Aber auch nicht so schlecht, dass ich mit zwei Fehlern 25. werden muss“, meinte die 35-Jährige.