Florschütz-Ausfall: Personalrotation im Boblager
Königssee (dpa) - Der Wadenbeinbruch von WM-Titelhoffnung Thomas Florschütz hat in den deutschen Bobs eine riesige Personalrotation ausgelöst.
Freuen darf sich nun vor allem der frischgebackene Viererbob-Europameister Maximilian Arndt, denn der bärenstarke Florschütz-Bremser Kevin Kuske wechselt ab sofort in beide Schlitten des Oberhofers. Kuske gilt als weltweit bester Anschieber. Im viermaligen Olympiasieger, Martin Putze und Alexander Rödiger hat Arndt im großen Bob nun die komplette ehemalige Crew von Olympiasieger André Lange zur Verfügung.
„Wir sind eine schnelle Branche, deshalb haben wir uns auch schnell auf die personellen Umsetzungen einigen können, da wir einzig und allein nach sportlicher Leistung entschieden haben“, sagte Cheftrainer Christoph Langen der dpa. Florschütz hatte in Altenberg seinen Titelfluch mit EM-Gold im Zweier besiegt. Der Olympia-Zweite von Vancouver hatte mit gebrochenem Bein sogar noch Bronze im großen Schlitten erkämpft.
Am 10. Januar wurde Florschütz in der Erfurter Helios-Klinik von Torsten Uzdil operiert. Der Mediziner setzte Florschütz eine Platte zur Stabilisierung des Wadenbeines ein. Der Bobpilot könne wenige Tage nach dem Eingriff das Klinikum wieder verlassen. Nach einer Analyse des Heilungsverlaufs soll entschieden werden, ob sich Florschütz noch Hoffnungen auf einen WM-Start Mitte Februar in Lake Placid machen kann.
Beim Weltcup in Königssee ersetzt Lokalmatador Benjamin Schmidt Florschütz im Zweierbob. Schmidt erhält nun wieder seinen zuletzt nur an Arndt ausgeliehenen Shooting-Star Marko Hübenbecker zurück. Bei den deutschen Titelkämpfen vor Weihnachten in Königssee war Schmidt im Zweierbob auf Rang zwei hinter Florschütz gefahren. Den großen Schlitten darf beim Weltcup der Oberhofer Oliver Harraß lenken. Harraß überraschte als deutscher Vizemeister im Viererbob hinter Weltmeister Manuel Machata. „Beide hatten am Königssee mit Podestplätzen überzeugt und haben sich eine Weltcup-Chance verdient“, sagte Langen.
Für die folgende Station in St. Moritz plant er weitere Veränderungen. Dann wird der im Europacup führende Francesco Friedrich einsteigen, der zwar erstmals im Engadin unterwegs ist, aber zuvor Trainingsmöglichkeiten in der Schweiz wahrnimmt. Im großen Schlitten fährt der Oberbärenburger Friedrich dann mit Ronny Listner, Jannis Bäcker und Thomas Blaschek. Beim Weltcup auf der Natureisbahn bekommt auch Viererbob-Weltmeister Machata Unterstützung: Er wechselt für Michail Makarow den Viererbob-Europameister Hübenbecker ein.
Langen hält Florschütz derweil alle Türen offen. „Wir stehen Gewehr bei Fuß. Der Bruch wird so fixiert und verstärkt, das er bald sportlichen Belastungen ausgesetzt werden kann. Wenn der Heilungsprozess normal verläuft, werden wir alles tun, um es noch zur WM zu schaffen. Doch um in Lake Placid um Gold mitzufahren, muss alles passen“, sagte Langen. Der zweimalige Olympiasieger betont angesichts der vielen Wechsel seine neue Philosophie: „Jeder muss variabel in jedem Bob einsetzbar sein, der Teamgedanke und Erfolg stehen über allem.“