Lochner rettet Bronze Friedrich im Zweierbob mit viertem WM-Gold in Serie

Königssee (dpa) - Der Jubelschrei von Francesco Friedrich hallte bis über den Königssee. Freudestrahlend ballte er die Fäuste, nachdem sein Bremser Thorsten Margis mit ausgestrecktem Arm über die Ziellinie fuhr.

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Mit seinem Auftritt schrieb der 26-jährige Bobpilot erneut Geschichte und gewann als erster Deutscher den vierten WM-Titel in Serie im kleinen Schlitten. Mit Margis dominierte er bei der Heim-WM am Königssee vom Start weg die Konkurrenz. Mit vier Laufbestzeiten fuhr er sensationelle 1,20 Sekunden Vorsprung heraus.

Friedrich verwies vor den Augen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière, aus dessen Etat 150 000 Euro für die neue Wallner-Flotte des Bobverbandes flossen, den Kanadier Justin Kripps auf Rang zwei. Der nach einer Grippe geschwächte Johannes Lochner kam mit Anschieber Joshua Blum auf Rang drei. Nico Walther und Eric Franke belegten Platz acht.

Mit dem vierten WM-Coup wandelt Friedrich auf den Spuren des legendären Italieners Eugenio Monti, der von 1957 bis 1962 fünf WM-Titel in Serie gewann. Diese Bestmarke kann er 2019 auf der WM-Bahn im kanadischen Whistler schaffen, wo er die letzten beiden Weltcups gewann.

„Er hat es fünfmal geschafft, da muss ich noch drei Jahre warten, bis ich es schaffen will. Das nächste Ziel ist erstmal Olympia, das ist deutlich wichtiger“, sagte der 26 Jahre alte Sachse nach seinen souveränen Fahrten bergab, während seine Frau Magdalena den Kinderwagen mit dem kleinen Sohn Karl mühsam an der Bobbahn hoch schieben musste.

Sein Heim- und Bundestrainer Gerd Leopold jubelte und sagte: „Dieser Quattro-Titel steht für Leidenschaft und Ehrgeiz. Im Vorjahr basierte der Erfolg nach der Verletzung auf Kampfgeist. Der Titel in Winterberg 2015 stand für Dominanz. Der überraschende Auftaktsieg in St. Moritz 2013 resultierte durch seinen Drang, alles perfekt zu machen.

Wie historisch der vierte Sieg hintereinander ist, belegt die Tatsache, dass selbst die überragenden Weltklassepiloten Wolfgang Hoppe, Christoph Langen oder André Lange diese Serie im kleinen Schlitten nie geschafft haben. Der ehemalige Chefcoach Langen legte zwar von 1993 bis 1996 ein Hattrick hin und holte insgesamt fünf WM-Titel im kleinen Schlitten, doch vier in Serie schaffte er nicht.

Ein Schlüssel zum Erfolg war das neu abgestimmte Material. „Wir haben am Schlitten noch etwas verändert, haben andere Kufen drauf geschnallt und sind noch schneller gestartet“, sagte Friedrich, der erstmals statt einem FES-Schlitten einen Wallner-Bob fuhr - allerdings mit FES-Kufen drunter.

Mit drei Startbestzeiten lief es auch auf den ersten 50 Metern ideal mit Anschieber Margis: „Thorsten ist wie eine tickende Zeitbombe, er hat zu 50 Prozent Anteil am Titel“, sagte der Champ. Und Coach Leopold betonte: „Entweder gewinnst du mit Franz mit einer Sekunde Vorsprung oder gar nicht. Er kann nur mit einer gewissen Dominanz.“

Der angeschlagene Lochner, der nach einer Grippe über fünf Kilogramm verlor, Kreislaufbeschwerden hatte und mit Vitaminspritzen aufgepeppt wurde, haderte mit sich. „So schlecht bin ich hier noch nie gefahren, das hat auch nichts mit meiner Gesundheit zu tun. Im vierten Lauf war es endlich das, was ich kann“, sagte Lochner. „Nun muss ich wieder zunehmen. Mama macht das schon, am liebsten viel und fettig.“ Zu Friedrich meinte er: „Wenn Franz zu einer WM geht, läuft es einfach Wahnsinn. Wir müssen uns jetzt irgendwas einfallen lassen für Olympia, dass wir ihn brechen.“