Kiriasis verpokert sich beim WM-Abschied
Erst verzockt, dann doch noch gelächelt: So hatte sich die 38 Jahre alte Rekordweltmeisterin Sandra Kiriasis den Abschied von ihrer geliebten Bobbahn in St. Moritz nicht vorgestellt. Immerhin feierte sie mit dem Gewinn von WM-Bronze einen versöhnlichen Abschluss.
St. Moritz (dpa) - Ausgerechnet beim letzten WM-Rennen auf ihrer Lieblingsbahn in St. Moritz hat sich Rekordweltmeisterin Sandra Kiriasis verpokert. Die dreifache Weltmeisterin traf auf ihrer geliebten Natureisbahn zunächst die falsche Kufenwahl und verschenkte frühzeitig die Chance auf den vierten WM-Titel nach 2005, 2007 und 2008. Erst nach einer fulminanten Aufholjagd und Platz drei am Ende konnte die 38-Jährige wieder lachen - WM-Bronze hatte in ihrer umfangreichen Sammlung noch gefehlt.
„Es ist natürlich Mist, wenn man sich im Material vergreift, so wie wir am ersten Tag. Aber ich bin glücklich mit Bronze, auch wenn wir nach dem dritten Lauf noch auf Silber lagen. Zweite Plätze hatte ich schon genug, Bronze hatte ich noch nie“, lautete das treffende Fazit von Kiriasis, die ihre Karriere nach den Olympischen Spielen in Sotschi beenden möchte. Die neunmalige Gesamtweltcup-Gewinnerin aus Dresden ist seit der Jahrtausendwende im Bob unterwegs, nachdem sie 15 Jahre zuvor im Rodeln aktiv gewesen war.
Mit Anschieberin Franziska Bertels hatte sie am Samstag 0,70 Sekunden Rückstand auf die überragende Kanadierin Kaillie Humphries, die mit Chelsea Valois ihren Titel souverän verteidigte. Nach vier Läufen verwies die Olympiasiegerin das US-Duo Elana Meyers/Katie Eberling auf Rang zwei.
Mit zwischenzeitlichem Bahnrekord im dritten Lauf deutete Kiriasis ihr Können an den Lenkseilen an und hatte nach dem Kufenwechsel zur Halbzeit auch mit 144,85 Stundenkilometern die mit Abstand höchste Endgeschwindigkeit von allen 22 Starterinnen. Ihre beste Startzeit schaffte sie mit 5,57 Sekunden auch erst im vierten Lauf. Humphries startete in 5,43 Sekunden, Meyers sogar in 5,42. „Da war sicherlich mehr drin bei den Frauen, doch wenn wir einen großen Startrückstand mit in die Bahn nehmen, fehlt die Ruhe und Gelassenheit an den Lenkseilen“, analysierte Vize-Präsident Rainer M. Jacobus vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD). Cheftrainer Christoph Langen war mit dem Gesamtergebnis zufrieden: „Wir haben vier Schlitten unter den besten sieben, mehr geht nicht.“
Vierte wie im Vorjahr wurde Cathleen Martini aus Oberbärenburg mit Stephanie Schneider. „Ich ärgere mich so über den vierten Lauf, ich hätte Platz drei schaffen können. Doch leider haben die anderen Pilotinnen weniger Fehler gemacht“, haderte sie und betonte: „Kaillie war verdammt stark und dominant.“ Die zur Halbzeit dank eines Bahnrekords noch auf Rang zwei liegende Erfurterin Anja Schneiderheinze kam mit Lisette Thöne auf Rang fünf. „Irgendwie war es heute verdammt glatt. Entscheidend war aber der dritte Lauf, wo wir am Start zu viel liegengelassen haben und mit Fehlern in der Bahn die komfortable Ausgangssituation verschenkten.“ Mit Platz sieben bei ihrem WM-Debüt erfüllte Junioren-Weltmeisterin Miriam Wagner aus Riesa mit Bremserin Franziska Fritz dagegen voll die Erwartungen.