Deutsche Zweierbob-Piloten sind WM-Favoriten
St. Moritz (dpa) - Bobpilot Thomas Florschütz freut sich auf das Zweierbob-Rennen, für Maximilian Arndt ist es nur ein Aufgalopp, während der sonst so coole Francesco Friedrich plötzlich das WM-Fieber in St. Moritz spürt.
Gemeinsam ist den deutschen Piloten, dass sie bei dem Titelkampf auf der traditionellen Natureisbahn als Mitfavoriten starten. Nach einer eher durchwachsenen Weltcup-Saison läuft es plötzlich wieder bei den Jungs vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland. „Die WM hat ihre eigenen Gesetze. Die Bahn kann man auch nicht mit Innsbruck vergleichen“, meinte Cheftrainer Christoph Langen, nachdem er vor Wochenfrist sieben von neun möglichen EM-Medaillen gewann. Doch diese Erfolge zählen für ihn nicht mehr.
Mit einem taktischen Manöver hat er seine Bob-Armada zwar zahlenmäßig verringert, doch kräftemäßig aufgerüstet. Denn dank des überraschenden WM-Verzichts von Manuel Machata für die Titelrennen im kleinen Schlitten, wurde Francesco Friedrich als Senior gemeldet. Als Junioren-Weltmeister hatte er sich zwar das persönliche Startrecht erkämpft, hätte aber dann nicht seinen 28 Jahre alten Stammanschieber Jannis Bäcker im Schlitten gehabt. Der 22-jährige Friedrich, jüngster deutscher Bob-Weltcupsieger, hatte mit Bäcker bei allen Weltcup-Rennen in dieser Saison einen Podiumsplatz erreicht. Auch bei der WM werden ihm Chancen eingeräumt. Allerdings ist Bäckers Missgeschick beim Weltcup-Rennen im Vorjahr in St. Moritz nicht vergessen: Damals rutschte der Anschieber beim ersten Schritt aus, Friedrich kam allein im Ziel an. Daher wollte das Fahr-Talent auch nach dem Abschlusstraining nicht viel sagen und verschwand schnell.
Florschütz hingegen stieg bei strahlendem Sonnenschein völlig relaxt nach den Übungsfahrten aus seinem Schlitten - dies hatte man in dieser Saison bei dem ehrgeizigen Piloten vom BRC Riesa selten gesehen. „Es läuft vom ersten Tag an gut. Athletisch passt alles, das Wetter kommt uns zugute, trockene Luft und Minusgrade sind wie geschaffen für unser Material“, sagte er. Nachdem es beim Weltcup in Königssee mit dem Material noch nicht passte, ist er nun happy: „Wir haben hier neue Kufen mitgebracht, die laufen prima und kommen zum richtigen Zeitpunkt. Sie könnten das Zünglein an der Waage sein und uns einen Platz nach vorne bringen“, betonte Florschütz, der mit Kevin Kuske bei der EM Zweiter hinter dem Schweizer Beat Hefti wurde.
Der Oberhofer Maximilian Arndt geht zurückhaltend ins Rennen, auch wenn er im Vorjahr auf der Natureisbahn den Zweierbob-Weltcup mit Marko Hübenbecker gewann. „Wir fühlen uns sehr wohl, mit Marko hinten drauf passt es auch bei den Startzeiten. Dennoch wird es für uns ein bisschen schwer, weil wir mit einer frühen Startnummer kommen. Wir müssen den ersten Lauf irgendwie überstehen“, meinte der WM-Dritte im kleinen Schlitten von 2012. Seine Konzentration gilt ohnehin dem Viererbob-Rennen. „Unsere richtige Aufgabe kommt nächste Woche.“
Nachdem Titelverteidiger Steven Holcomb aus den USA zuletzt beim Weltcup in Innsbruck, der parallel zur EM-Wertung lief, nur auf Rang 14 landete, überraschte er die Konkurrenz in St. Moritz mit starken Trainingsfahrten. Hat er in Innsbruck nur gepokert? „Ich glaube nicht, es ist schwer, alles im Training zu vergleichen. Holcomb darf man nie unterschätzen“, betonte Arndt. Einen enormen Erwartungsdruck muss der Schweizer Hefti aushalten. Der Europameister gilt als Favorit, doch der Heimvorteil könnte fast dahin sein, weil fast alle Top-Nationen in diesem Winter auf der WM-Piste trainieren durften.