Lolo Jones: Amerikas Bob-Beauty will nach Sotschi

Lake Placid (dpa) - Sie ist der Beauty im Bob. Lolo Jones bringt Sex-Appeal in die Eisrinne. Die Sprint-Schönheit von der 100-Meter-Hürden-Strecke will sich als Anschieberin im Zweierbob für die Winterspiele in Sotschi qualifizieren.

Das sorgt für reichlich Medien-Interesse. Sex sell's.

Und eine Lolo Jones im hautengen Bob-Anzug verkauft sich nun einmal besser, als eine Elana Meyers, die es trotz beachtlicher Erfolge (Olympia-Bronze, WM-Silber) nie in die Schlagzeilen schafft. „Lolo Jones macht die Bob-Auswahl interessant“, schrieb die „USA Today“ vor einer Woche, als Jones mit Pilotin Jamie Greubel beim Weltcup in Park City Zweite wurde. Erneut hatte sie Siegerin Meyers, die sogar beide Rennen gewann, sie Show gestohlen.

Dabei muss Jones im Gegensatz zu Meyers noch um das Olympia-Ticket zittern. Sie ist eine von gleich mehreren Athleten, die für Sotschi in Frage kommen. „Du musst hier alles geben. Denn jede kann jederzeit durch eine andere ersetzt werden“, weiß die 31-Jährige. Eine ihrer Konkurrentinnen ist Lauryn Williams. Die 30-Jährige kommt ebenfalls vom Sprint, war 2005 in Helsinki 100-Meter-Weltmeisterin und gewann in London als Vorläuferin mit der amerikanischen 4x100 Meter-Staffel Olympia-Gold. Doch auch sie steht klar im medialen Schatten von Jones.

Dass das Darling aus Des Moines so beliebt ist, liegt an ihrem Aussehen - und an dem Drama des Olympia-Finales 2008 in Peking. Als Jones klar in Führung liegend im 100 Meter-Hürden-Endlauf an der neunten und vorletzten Hürde strauchelte, litt Amerika mit seiner Lolo. Der Liebling mit dem goldigen Lächeln wurde nur Siebte. Doch statt Medaillen gab's Moneten. Mit acht Großfirmen schloss Jones Sponsoren-Verträge ab und zog somit den Neid der erfolgreicheren Konkurrenz auf sich.

Im Vorfeld der Sommerspiele in London sorgte Jones für Aufsehen, als sie in einem Interview mit dem TV-Sender HBO betonte, noch Jungfrau zu sein. „Das ist ein Geschenk, das ich meinem Mann geben möchte. Aber bis zur Hochzeit eine Jungfrau zu bleiben, ist härter, als für die Olympischen Spiele zu trainieren“, so Jones. Mit diesen Sätzen rückte sie sich erneut ins Rampenlicht. Ihr vierter Platz wurde mehr beachtet, als die Silber- und Bronzemedaillen ihrer Landsfrauen Dawn Harper und Kellie Wells.

Doch in diesem Jahr hat das Image von Jones gelitten und die Stimmung in der US-Bob-Szene ist ihr gegenüber ziemlich frostig. Im Frühjahr stellte sie ein Video ins Netz mit einem Scheck vom US-Bob- und Skeleton-Verband in Höhe von 741,84 Dollar. Es war ihr Gehalt für ihre gerade beendete erste Saison im Eiskanal. „Sieben Monate im Bob, die gesamte Saison. Das ist alles?“, klagte sie. Nicht weniger arrogant war ihre Schlussfolgerung. Jones greift zu ihrem Handy und spricht hinein: „Ich werde in diesem Monat mit meiner Rente etwas spät dran sein.“

Viererbob-Olympiasieger Steven Holcomb empfand dies als „Schlag ins Gesicht für jeden im US-Verband.“ Jones' Aktion sei als „versnobt“ aufgenommen worden und bei keinem gut angekommen, betont er. „Die Leute waren beleidigt. Du hast 741 Dollar mehr verdient, als die Mehrheit der anderen Athleten in unserem Sport. Worüber beschwerst du dich also“, schimpfte Holcomb.

Jones ruderte umgehend zurück, stellte klar, dass sie mit dem Video nur darauf aufmerksam machen wollte, wie hart Bobsportler trainieren, wie schlecht sie jedoch im Gegensatz zu anderen Profis aus den Hauptsportarten entlohnt werden.

Mitte Juli leistete sie sich den nächsten Ausrutscher. Während des Sommer-Trainingslagers in Lake Placid soll Jones in einer Bar die Stieftochter der US-Bob-Legende Tony Carlino ausgeknockt haben. Der Verband untersuchte den Fall und legte ihn schnell mit der Begründung „Jones hat gegen keine Teamvorschriften verstoßen“ ad acta.

Am Wochenende startet Jones beim Weltcup in Lake Placid, nach Weihnachten dann in Europa. Am 19. Januar benennt der US-Verband sein Olympia-Team. Egal, ob Lolo Jones dabei sein wird oder nicht - die Schlagzeilen am Tag danach werden auf jeden Fall ihr gehören.