Curling-WM: Schieben und Wischen für Olympia

Hamburg (dpa) - Es ist wieder Zeit für Steineschieber und Besenkommando. Die besten Curling-Teams der Welt kämpfen in Basel um den WM-Titel. Deutschland wird vom Curling Club Hamburg vertreten. Es geht auch Olympia.

Die Männer vom Curling Club Hamburg klatschen sich vor Begeisterung auf die Schenkel. „Perfekt“, „klasse“, „super“, hallt es durch die Hamburger Eishalle Hagenbeck. John Jahr, Felix Schulze und Peter Rickmers schauen sich gerade ein Video an und sind verzückt. Zu sehen ist das letzte End vom WM-Finale der Frauen zwischen der Schweiz und Schweden. Gemeinsam mit ihren Teamgefährten Sven Goldemann und Christoph Daase fährt das Trio vom Hamburger Curling-Club zur Weltmeisterschaft nach Basel und vertritt ab Samstag die deutschen Farben.

Was sie von den Frauen auf dem Bildschirm sahen, würden sie liebend gern selbst erleben: im WM-Finale zu stehen. Aber das scheint utopisch. „Wir wollen kein Minimalziel ausgeben“, sagt Skip Jahr abwehrend. Kollege Schulze ist mutiger: „Wenn wir wenigstes Sechster werden, wäre das gut.“ Schließlich geht es in Basel für das deutsche Team nicht nur um Medaillen. Es geht um Punkte für Olympia 2014 sowie die Qualifikation zur kommenden EM. An letztgenannter dürfen Jahr und Co. teilnehmen, wenn sie Sechste werden.

In der nationalen Olympia-Ausscheidung für die Spiele 2014 in Sotschi könnte sich das Hamburger Team wieder an die Spitze setzen. Zurzeit führt die Mannschaft Allgäu von Andreas Lang aus Füssen mit einem Punkt Vorsprung. Als Nationalmannschaft geht stets ein eingespieltes Vereinsteam an den Start.

Werden die Hamburger WM-Zehnter, gibt es einen Punkt. Der Titelgewinner bekommt zehn Zähler. Ein vorderer Rang ist auch Voraussetzung, dass Deutschland zu den neun Nationen gehört, die neben Gastgeber Russland um Olympia-Medaillen in Sotschi kämpfen. Die Entscheidung fällt spätestens im Herbst 2013.

Bei der EM im Moskau im vergangenen Dezember besiegten die Hamburger zum Auftakt die favorisierten Schweden. Danach feierten sie drei weitere Siege. Am Ende wurden sie nur Siebter. Diesmal geht es schon im zweiten Duell gegen Kanada. „Für mich ist das der absolute WM-Favorit. Die sind normal von keinem zu schlagen“, sagt Jahr. Wohl auch nicht vom Hamburger Team, das in der Bundesliga 15 von 16 Spielen gewonnen hat.

Die Curlings-Fans in Deutschland werden weitgehend in die Röhre gucken, wenn es um die Hamburger geht. Nur die Vorrundenpartien gegen die Schweiz und Dänemark überträgt Eurosport. Für den TV-Sender sitzt übrigens ein weiterer Hamburger am Mikrofon: Christopher Bartsch berichtet schon seit Jahren von den Titelkämpfen. In Moskau wechselte er die Seiten, weil er für den CCH auf dem Eis stand. Nun wird er wieder kommentieren - und Streitgespräche führen. „Wir teilen uns während der WM ein Zimmer im Hotel“, berichtet Felix Schulze und grinst.