Eiskunstläufer Liebers will Kanada-Wochen nutzen

Ontario (dpa) - Peter Liebers hat bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Kanada fast ein Heimspiel. Seit drei Jahren arbeitet der Berliner mit der Star-Choreographin Lori Nichol zusammen und verbringt mehrere Wochen im Jahr im noblen Toronto Cricket Club.

Auch zur Einstimmung auf den Saison-Höhepunkt flog der EM-Zehnte schon Anfang März in die kanadische Metropole, die nur zwei Autostunden vom WM-Ort London entfernt liegt. Den Jetlag hat er längst überwunden. „Ich fühle mich dort sehr wohl, die Atmosphäre ist freundschaftlich, ich trainiere mit den Topläufern wie Europameister Javier Fernandez zusammen“, berichtete Liebers nach der Auslosung einen Tag vor seinem Start am Mittwoch in Ontario. Der kanadische Trainer Brian Orser hat dort seinen Stützpunkt und zieht seit Jahren die Besten der Zunft an. Er formte auch die Südkoreanerin Kim Yu-Na zur Olympiasiegerin.

Neben der Einstimmung auf die WM entwarf Liebers in Toronto auch schon die neuen Programme für die Olympia-Saison. „Es gibt dort eine Expertin, die für alle Läufer die Musiken zusammenstellt“, schwärmte er. Zusammen mit Trainerin Viola Striegler suchte er in dem professionellen Musikstudio die neuen Stücke aus. Schon im April will er erneut über den Atlantik fliegen, um ein neues Kurzprogramm und eine Olympia-Kür einzustudieren. „Das muss in Fleisch und Blut übergehen, wir wollen sehr früh fertig sein“, berichtete Striegler.

Um einen nationalen Startplatz für die Winterspiele in Sotschi zu sichern, muss Liebers an Platz 15 herankommen. Da das Weltklasse-Feld so stark ist, darf er sich keinen Fehler im Kurzprogramm erlauben. Deswegen geht er auf Nummer sicher und lässt den noch „wackeligen“ vierfachen Toeloop aus. Eine schöne Kombination aus zwei dreifachen Elementen bringt nicht die gleichen Punkte, ist aber nicht so sturzanfällig. Gemeinsam haben Liebers und Striegler mit dem Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU), Udo Dönsdorf, die Marschroute für die WM festgelegt. Striegler: „Das Wichtigste ist der Olympia-Startplatz, da können wir kein Risiko eingehen.“

Von dem Sportpsychologen Veit Klenner bekam der Sportsoldat Liebers extra ein Motivationsvideo mit ins Gepäck, es soll vor jedem Start die Konzentration auf das Wesentliche schärfen. „Es pusht mich noch einmal und hilft mir, dass ich nicht konfus im Kopf werde“, erzählte der Student der Biotechnologie, der im Training im Budweiser Gardens einen sehr stabilen Eindruck macht.

Neben dem Choreographie-Unterricht bezuschusst die DEU auch die mentale Einzelbetreuung. „Wir können uns wirklich nicht beklagen über mangelnde Unterstützung“, lobte Striegler den Verband. Bisher jedoch versagten Liebers bei den großen Championaten meist die Nerven. Ein Jahr vor Sotschi will der 24-Jährige nun über sich hinauswachsen.