Doppelsieg: Deutsche Rodler trotzen allen Umständen
Winterberg (dpa) - Felix Loch schüttelte ungläubig den Kopf, ehe er mit einem seiner breitesten Grinsen im tief verschneiten Zielauslauf von Winterberg stehen blieb.
An den dritten Weltcupsieg in Serie hatte der Rodel-Olympiasieger nach einem haarsträubenden Fehler kurz vor Schluss nicht mehr geglaubt - aber es reichte. Am Ende hatte er sich wie die Doppelsitzer Toni Eggert/Sascha Benecken nicht von den schwierigen Bedingungen entscheidend ablenken lassen und drei Wochen vor der WM einmal mehr seine Klasse aufgezeigt. Loch und das Duo Eggert/Benecken feierten am Samstag Siege und bauten in der Gesamtwertung jeweils ihre Führung aus. Loch setzte sich vor dem Russen Stepan Fedorow und Tucker West aus den USA durch. Das Thüringer Paar bezwang die Teamkollegen Tobias Wendl und Tobias Arlt sowie die Letten Andris und Juris Sics.
„Ich habe im Ziel nicht gedacht, dass die „1“ da steht“, erzählte Loch nach seinem zweiten Lauf, der im Finish nach einem Fahrfehler fast mit einem Sturz geendet hätte. „Ich habe mich schon kurz neben dem Schlitten gesehen, es zum Glück aber einigermaßen akrobatisch hinbekommen, dass ich drauf bleibe“, sagte er und schlussfolgerte, dass er „zwischendurch nicht so schlecht“ unterwegs gewesen war.
„Vielleicht wird es mal eine Liebe mit der Bahn“, hatte Loch schon nach dem ersten Lauf am ZDF-Mikrofon gesagt. Die schnelle Eisrinne liegt dem viermaligen Einzelweltmeister nicht besonders: In Winterberg feierte der Ausnahme-Rodler erst den zweiten Sieg. Dabei trotzte der 25-Jährige schwierigen äußeren Umständen mit heftigem Schneefall. „Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden“, sagte er.
Dank seines 23. Weltcupsieges führt der dreimalige Olympia-Champion das Klassement nun mit überragenden 230 Punkten vor seinem Teamkollegen Langenhan an, der nach zwei zweiten Plätzen in Königssee und Oberhof patzte und nur auf Rang 16 landete. Julian von Schleinitz wurde Fünfter, Johannes Ludwig fuhr auf den sechsten Platz. Der Oberhofer Ludwig hat nun gute Chancen auf den letzten WM-Startplatz.
Bei den Doppelsitzern gelang Eggert und Benecken eine doppelte Wiedergutmachung: Zum einen ließen die Thüringer ihre bayerischen Rivalen Wendl und Arlt nach zuletzt drei zweiten Platz wieder hinter sich - vor allem die Niederlage auf ihrer Heimbahn in Oberhof am vorigen Wochenende hatte die beiden arg geschmerzt. Andererseits machte das Duo seinen Frieden mit Winterberg, wo den beiden noch nie ein Sieg gelungen war und sie in der Vorsaison sogar stürzten.
„Bevor wir hierherkommen, sagen wir oft, das Schönste an Winterberg ist die Abreise“, berichtete Eggert, der die Hochgeschwindigkeitsbahn als „das schwierigste Pflaster für uns überhaupt“ bezeichnete. „Ich hatte schon in der Zielkurve ein Grinsen im Gesicht, weil ich ahnte, dass wir dieses Rennen gewinnen werden“, erzählte er.
„Ich bin überglücklich, weil wir die Bahn endlich besiegt haben“, sagte Benecken. In der Gesamtwertung baute das Team seinen Vorsprung auf die Olympiasieger Wendl/Arlt wieder auf 70 Zähler aus. „Das macht uns natürlich auch Mut für die nächsten Rennen.“