Letzte Chance für Team-Staffel

Sigulda (dpa) - Der Imageschaden nach dem WM-Debakel war immens, auf dem langen Weg zu ihrem vierten olympischen Wettbewerb hoffen die Rodler aber auf ein Happyend.

„Ich finde diesen Wettkampf sehr gut und zukunftsträchtig“, erklärte Olympiasiegerin Tatjana Hüfner fast trotzig nach der jüngsten WM-Absage der Team-Staffel. Doch aller Zuspruch wird im Kampf um die Aufnahme ins Programm der Winterspiele 2014 nichts nutzen, wenn am Wochenende beim Weltcup unter den Augen von IOC-Präsident Jacques Rogge nicht alles wie geschmiert klappt. „Diesmal darf nichts schief gehen“, sagte auch Josef Fendt, Präsident des Rodel-Weltverbandes (FIL), und setzt auf das Prinzip Hoffnung.

Rein sportlich ist die Team-Staffel im lettischen Sigulda nicht mehr als ein Schaulaufen, nach fünf Siegen in den bisherigen fünf Rennen stehen die deutschen Rodler vorzeitig - und ohne jede Zwischenfälle - als Gesamtsieger fest. Doch drei Wochen nach dem WM-Desaster werden Sportler und Verantwortliche zittern, dass unter den Augen Rogges die Technik diesmal nicht streikt. „Für uns Athleten ist die Team-Staffel eine großartige Geschichte, die die Olympia-Reife verdient hätte“, beschreibt Hüfner die Hoffnungen der Sportler.

Doch dafür muss eben alles funktionieren. Unvergessen die Bilder von Cesana, als etwa Olympiasieger Felix Loch wegen eines verschlossenen Starttores unverrichteter Dinge wieder vom Schlitten steigen musste. Gleich fünf Teams stoppte der technische Defekt, am Ende hatte sich die Rodel-Welt ausgerechnet bei ihrem Saisonhöhepunkt bis auf die Knochen blamiert. „Der 'worst case' ist eingetreten, ich bin maßlos enttäuscht“, sagte der um Fassung ringende FIL-Präsident.

Immer wieder hatte es in den vergangenen Jahren technische Schwierigkeiten mit dem neuen Format gegeben. Doch so kurz vor dem Besuch Rogges, der in diesem Frühjahr über die Aufnahme ins Olympia-Programm entscheiden will, kam die WM-Panne zum ungünstigsten Zeitpunkt. Als Ursache wurde ein Softwarefehler benannt. Der Fehler sei aufgeklärt, und man könne ausschließen, dass er noch einmal auftrete, wurde dem IOC übermittelt.

Angesichts des ultimativen Werbens um die Olympia-Aufnahme der Team-Staffel gerät das letzte Saison-Duell zwischen Loch und Dauer-Widersacher Armin Zöggeler fast schon zur Nebensache. Zwar hat Loch noch eine kleine Chance auf den erstmaligen Gewinn der Gesamtwertung, doch der Berchtesgadener räumte ein: „Wenn Armin normal fährt, müsste es glücklich hergehen, dass ich noch an ihm vorbeikomme. Er ist auch in Sigulda eine Hausnummer.“

Alles entschieden ist bei den Doppelsitzern und Frauen: Tobias Wendl/Tobias Arlt werden nach den letzten Läufen der Saison erstmals als Gesamtsieger gekürt, Hüfner hat dies schon zum vierten Mal nacheinander geschafft. Nach ihrem verkorksten Auftritt in Paramonowo, wo die „Dominatorin“ beim Sensationssieg der Kanadierin Alex Gough nur Vierte wurde, will sich die 27-Jährige in Sigulda standesgemäß verabschieden. „Dort möchte ich, trotz des vorzeitigen Gesamtsieges, noch mal alles geben und zwei schöne und vor allem schnelle Wettkampfläufe zeigen.“