Abfahrer nach Stechert-Schreck „schwer in der Krise“
Beaver Creek (dpa) - Auch Stunden nach dem Verletzungsschreck von Tobias Stechert haderte Wolfgang Maier mit dem Schicksal der leidgeprüften deutschen Abfahrer.
„Es ist extrem frustrierend“, bekannte der Alpin-Direktor im amerikanischen Beaver Creek. „Immer wenn wir gerade dran wären, richtig den Anschluss zur Weltspitze zu schaffen, passieren uns diese Unfälle.“
Was er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wusste: Beim Super-G stürzten Stephan Keppler und Josef Ferstl. Keppler kam mit Prellungen und einem Cut über dem linken Auge glimpflich davon, Ferstl verletzte sich die Vorderzähne und stand blutverschmiert und mit geschwollenen Lippen im Zielraum.
Stechert war noch am Freitagabend beim Kniespezialisten in Vail untersucht worden - in einer vorläufigen Diagnose war das deutsche Team noch „zu 90 Prozent“ vom dritten Kreuzbandriss des 27 Jahre alten Oberstdorfers ausgegangen. Es folgte zumindest eine leichte Entwarnung: Bei der eingehenden Untersuchung wurde ein Anriss des Außenbandes im linken Knie, eine Prellung des Fibulaköpfchens und eine leichte Verletzung des Knorpels festgestellt.
Sollte sich diese Diagnose am Sonntag bei weiteren Tests in München bestätigen, müsste Stechert mit einem Ausfall von mehreren Wochen rechnen. Damit wäre sogar noch eine Teilnahme bei der Weltmeisterschaft in Schladming im Februar nicht ausgeschlossen.
Nach seinem sensationellen fünften Platz von Lake Louise war Stechert auf der Raubvogelpiste sogar noch besser unterwegs, als es ihm mit Kurs auf einen Podestplatz bei einem Rechtsschwung den Ski verschlug. „Ich bin am Innenski weggerutscht, der Außenski hat gegriffen und ich habe einen Schlag auf das Knie bekommen, scheiße“, sagte der 27-Jährige noch von einer Trage aus beim Sieg des Italieners Christof Innerhofer. „Es ist sehr schwer, er war in der Form seines Lebens“, berichtete Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel.
Ähnlich gut waren auch die Leistungen von Teamkollege Keppler, als er vor der Heim-WM 2011 schwer stürzte - der Ausfall vom Samstag war dagegen zumindest in den Konsequenzen harmlos. „Alles okay, bloß ein paar blaue Flecken und ein kleiner Cut am Auge“, sagte Keppler. Er habe gewusst, dass da eine Welle sei, sei dann aber „ein bisserl überrascht worden“. Zumindest äußerlich schwer gezeichnet war dagegen Josef Ferstl. Beim ersten Weltcupsieg des Italieners Mateo Marsaglia stand der 23-Jährige mit offenbar eingedrückten Vorderzähnen im Zielbereich. Einzig Andreas Sander kam ins Ziel. Er wurde 48.
In einem Rennen mit vielen Stürzen und insgesamt 17 Ausfällen kugelte sich der Kroate Natko Zrncic-Dim die Schulter aus. Max Franz kam nach seinem schweren Unfall wohl ohne schwerere Verletzung davon. Der Österreicher hatte, nachdem er mit dem Gesicht in ein Tor gekracht war, kurz das Bewusstsein verloren. Arm- und Beinverletzungen konnten nach Angaben der Nachrichtenagentur APA aber noch an der Piste ausgeschlossen werden.