Deutsche Slalom-Damen fahren hinterher
Zagreb (dpa) - Nach dem enttäuschenden Ritt durch den Stangenwald von Zagreb richtete Maria Höfl-Riesch den Blick schnell nach vorne. „Ich bleib' dran und kämpf' weiter“, versprach die Doppel-Olympiasiegerin.
Platz sechs statt des angepeilten Podests war das Ergebnis beim Flutlicht-Rennen in der kroatischen Hauptstadt. „Für ein Podium muss einfach alles passen.“ So wie im November in Levi, als Höfl-Riesch als Siegerin das einzige Mal im WM-Winter auf das Torlauf-Podium fuhr.
Ein Sieg von Höfl-Riesch, zwei weitere Top-5-Platzierungen ebenfalls durch sie und insgesamt sieben Top-10-Ränge lautet die dürftige deutsche Torlauf-Bilanz einen Monat vor den Titelkämpfen in Österreich. In Zagreb schaffte es nur noch Fanny Chmelar als 21. in die Punkteränge. Vor vier Jahren beim Sieg von Höfl-Riesch an selber Stelle hatten insgesamt acht deutsche Damen gepunktet.
„Das Ergebnis sieht nicht besonders gut aus, aber es wird wieder Rennen geben, wo es wieder besser wird“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier. Natürlich waren längst nicht alle Rennen der Saison schlecht, wie der Sieg von Levi oder die drei Top-Zwölf-Platzierungen von Aspen zeigen. Aber in der Summe war das Abschneiden eben auch nicht so gut, wie man es noch vor Jahren gehofft hatte.
Damals fuhr Höfl-Riesch regelmäßig auf das Siegertreppchen, in ihrem Schlepptau zeigten abwechselnd Schwester Susanne, Christina Geiger oder Katharina Dürr gute Leistungen. Immer wieder schafften es auch drei deutsche Slalom-Damen in die Top-10, und mehr als fünf in die Punkteränge. Vor Olympia in Vancouver musste es gar ein Ausfahren um die vier Startplätze geben.
Einen Monat vor der diesjährigen WM haben aus dem Slalom-Team lediglich Höfl-Riesch, Geiger und Lena Dürr die Norm erfüllt. Die verschlechterten Platzierungen können mit Verletzungspech wie zum Beispiel bei Susanne Riesch, veränderten Kurssetzungen, aber auch mit ausgebliebener Weiterentwicklung der Sportlerinnen und fehlender Risikobereitschaft erklärt werden.
„Wir haben es selbst in der Hand, wir müssen mehr riskieren. Sonst gewinnst du in der Weltspitze keine Lorbeeren“, betonte Maier nach dem Ergebnis am Freitagabend und wertete auch den zweiten Durchgang seiner besten Slalom-Dame als „Sicherheitslauf“. „Sie kann viel besser fahren, als sie das gerade zeigt“, befand der Alpin-Direktor über den Auftritt der Slalom-Olympiasiegerin.
So waren die deutschen Damen nur Zuschauerinnen, als die 17 Jahre alte Amerikanerin Mikaela Shiffrin nach ihrem zweiten Weltcup-Sieg auf dem Siegerpodest mit dem Schampus herumspritzte. „Natürlich denke ich über den Gewinn der kleinen Kristallkugel nach, aber es gibt noch ein paar Rennen und die Konkurrenz ist hart“, sagte der Ski-Teenie. Shiffrin wurde für ihr Skigefühl und ihre Nervenstärke beim ersten Spezial-Slalom des Jahres gefeiert, dabei war das Erfolgsrezept der nun auch in der Disziplin-Wertung führenden Amerikanerin ganz einfach.
„Sie hat das gemacht, was sich jeder Trainer von einem Athleten wünscht, einfach nur die Ski fahren lassen. Sie hat keine Wunderdinge vollbracht, sondern ganz normal auf den Ski gestanden“, erklärte Maier. Ähnliches wünscht er sich am Sonntag von Felix Neureuther & Co. beim Rennen in Zagreb.