Ski alpin Dramatische Sturz-Abfahrt auf der Streif - Veranstalter in der Kritik

Kitzbühel (dpa) - Selbst nach seinem schlimmen Sturz auf der berüchtigten Streif wollte Aksel Lund Svindal den Machern des gefährlichsten Skirennens der Welt keinen Vorwurf machen.

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Der Traum von seinem dritten Gesamtweltcupsieg endete für den Alpin-Superstar mit einer schweren Knieverletzung im Fangzaun, am Krankenbett konnte der Norweger aber schon wieder lächeln. „Das ist ziemlich ärgerlich mitten in der Saison, aber so ist das Leben. Es gibt Hochs und Tiefs, und damit musst du einfach umgehen“, schrieb Svindal und wollte die neu entflammte Sicherheitsdebatte nicht weiter befeuern.

Der in diesem Winter nahezu unschlagbare Norweger zog sich einen Kreuzband- und Meniskusriss zu, bis zu einem Jahr Pause ist die Prognose. „Das ist ein Hammer, aber so ist Skifahren“, sagte sein Trainer Christian Mitter. Nach einem Achillessehnen-Riss vor eineinhalb Jahren hatte Svindal erst in dieser Saison sein Comeback gegeben und bereits sieben Rennen gewonnen. Der Gesamtweltcup ist aber frühzeitig verloren.

Konkurrent Marcel Hirscher hat nun beste Chancen auf die fünfte große Kristallkugel nacheinander. Von Schadenfreude war der 26 Jahre alte Technik-Star aus Österreich am Abend des nach nur 30 Startern abgebrochenen Highlights der Hahnenkamm-Rennen aber weit entfernt.

Vor Svindal hatten sich bereits Hirschers Teamkollegen Hannes Reichelt und Georg Streitberger an derselben Stelle auf dem Weg in die Traverse abschmeißen lassen und verletzt. Reichelt kam mit einer Knochenstauchung offenbar glimpflicher davon. Streitberger muss wie Svindal einen Kreuzband- und Meniskusriss verkraften.

Am Sonntag veröffentlichte der Österreicher ein Bild, das ihn, Svindal und den im Training gestürzten Florian Scheiber bei vermeintlich prächtiger Laune im Krankenhauszimmer zeigt. „Gleiche Kompression, gleiche Verletzung, gleicher Raum!!! und gleiche Krankenschwester!“, schrieb Streitberger. Dass Peter Fill aus dem italienischen Team vor den beiden Schweizern Beat Feuz und Carlo Janka gewann, verkam zur Randnotiz.

Der Skiweltverband FIS und die Veranstalter stehen in der Kritik. „Es ist momentan der Punkt, wo man sich Gedanken machen muss, was ist möglich und was ist schaffbar, und was ist fahrbar und was ist zu gefährlich. Ich bin mir bewusst, dass das ein schmaler Grat ist zwischen Show und zu gefährlich“, sagte Hirscher. Er wisse, dass diese Entscheidung zu treffen „sicherlich der schwierigste Job“ ist. Der österreichische Verbandschef Peter Schröcksnadel schimpfte über den seiner Meinung nach zu spät erfolgten Abbruch.

Dabei wissen Schröcksnadel und Hirscher genau: Die Kitzbühel-Show lebt von Stürzen und der Gefahr - obwohl oder gerade weil es wie am Samstag die Besten erwischen kann. Im 2015 veröffentlichten Kino-Film „One Hell of a Ride“ sind die Szenen mit Unfällen elementar.

Die Fahrer kennen das grundsätzliche Risiko. „Ein oder zwei Stürze gibt es immer in Kitzbühel. Dass es jetzt so viele aus der Topgruppe sind, das ist nicht normal. Aber das ist halt Kitzbühel“, sagte Svindals Teamkollege, Vorjahressieger Kjetil Jansrud, lapidar. Der deutsche Fahrer Andreas Sander, der 17. wurde, klang da schon anders. „Ich bin brutal schockiert“, sagte der Ennepetaler.

FIS-Renndirektor Markus Waldner war nicht der Meinung, ein Sicherheitsrisiko eingegangen zu sein. Das sahen die Trainer ähnlich. Verbindungs-Coach Sasha Rearick aus den USA kritisierte sogar, dass überhaupt abgebrochen wurde und störte sich an der Begründung. Denn Waldner sorgte sich um die jüngeren Fahrer jenseits der Topgruppe. Ob sie ihren Jungs die Fahrt zutrauten oder nicht, sei aber Sache der Coaches, beschwerte sich Rearick. Die Jury habe nur zu entscheiden, „ob es machbar ist“.

Hannes Trinkl, Ex-Abfahrts-Weltmeister und Rennleiter für die Speedrennen, widersprach. „Ich konnte die Verantwortung für die jungen Fahrer nicht mehr übernehmen“, sagte der Österreicher. Svindals Trainer Mitter betonte: „Es war auch meine Verantwortung, dass gefahren wurde, weil ich an der Stelle stand.“