„Historischer“ Riesenslalom-Sieg für Neureuther
Adelboden (dpa) - Nach dem „historischen Sieg“ von Felix Neureuther im Riesenslalom gratulierte auch Bayern-Star Bastian Schweinsteiger. „Felix, du bist a Hund! Hut ab“, schrieb der Fußballer an seinen Kumpel.
Vier Wochen vor den Olympischen Winterspielen sorgte Neureuther beim Weltcup in Adelboden für einen Coup der ganz besonderen Art: Als zweiter deutscher Skirennfahrer und als erster seit fast 41 Jahren stand er bei der Siegerehrung nach einem Riesentorlauf ganz oben auf dem Podest. „Das ist gewaltig. Und das hier in Adelboden an so einem historischen Hang, das ist unglaublich“, schwärmte Neureuther.
Unmittelbar nachdem Thomas Fanara aus Frankreich als letzter Konkurrent ins Ziel gekommen war, eine Zehntelsekunde Rückstand hatte und Zweiter wurde, war Neureuther losgestürmt und hatte sich vor rund 30 000 Zuschauern in der Schweiz feiern lassen. „Dass das heute passiert, ist brutal. Das ist auch historisch“, sagte er. Als einziger Deutscher vor ihm hatte Max Rieger einen Riesentorlauf gewonnen - im März 1973.
Mit sieben Weltcupsiegen liegt Neureuther nun gemeinsam mit Armin Bittner auf Rang zwei der deutschen Bestenliste, vor Papa Christian (6) und hinter Markus Wasmeier (9). „Dass ich den Vater mit Siegen überflügelt habe, ist schon wichtig, jetzt kann ich ihn daheim ein bisschen aufziehen“, scherzte Neureuther, um dann mit ernstem Gesicht hinzuzufügen: „Es ist schon schade, dass ich mit nur sieben Weltcupsiegen der Zweitbeste in Deutschland bin. Wir haben noch viel Arbeit vor uns in Ski-Deutschland.“
Zumindest im eingeschlagenen Weg sah sich Alpindirektor Wolfgang Maier durch den Sieg aber bestätigt. „Wir haben sicherlich die technischen Disziplinen in den vergangenen zwei Jahren erheblich nach vorne gebracht“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Wir freuen uns sehr, dass das gelungen ist und wir dabei sind in dem Team.“
Noch im ersten Durchgang war Neureuther anzumerken, dass er durch seine Daumenverletzung nicht im Vollbesitz seiner Leistungsfähigkeit ist. „Ich habe sehr gut angefangen und hatte ein gutes Gefühl, habe dann aber unten leider zu viel Fahrt rausgenommen. Das wäre wesentlich frecher gegangen“, analysierte er. Auf Rang drei fehlten ihm als Siebter vor dem Finale 0,43 Sekunden. Fritz Dopfer hatte als Zehnter 1,28 Sekunden Rückstand auf Ligety, Stefan Luitz auf Platz elf des ersten Durchgangs weitere 17 Hundertstelsekunden.
Aber Dopfer und Neureuther zeigten schon 2013 bei ihren Fahrten zum einzigen deutschen Doppel-Podest im Riesenslalom, wie schnell sich auf dem Chuenisbärgli Rückstände aufholen lassen. Von den Plätzen acht und neun schossen sie vor auf zwei und drei.
Im Gegensatz zu Dopfer und Luitz, die beide im zweiten Durchgang keinen Zug auf die Ski bekamen und auf die Plätze 19 und 23 zurückfielen, setzte Neureuther im Finale ein Ausrufezeichen. „Geschmeidig Skifahren“ hatte er angekündigt und löste das Versprechen ein. Der Lohn: Eine klare Bestzeit im Ziel. Als Marcel Hirscher aus Österreich dann hinter ihm blieb, pustete Neureuther erst erleichtert, um dann verschmitzt in die Kamera zu lächeln. Sekunden später fädelte Weltmeister Ligety ein und schied aus. Und auch die beiden Franzosen Fanara und Alexis Pinturault konnten die Zeit von „the one and only“ Neureuther (Hirscher) nicht knacken.