Österreichs Skistar Schild beendet Karriere unter Tränen
Wien (dpa) - Unter Tränen sprach sie ein letztes Mal zur großen Öffentlichkeit, nun soll es vorbei sein mit dem Profisport. Mit Marlies Schild tritt eine der erfolgreichsten alpinen Skirennfahrerinnen in der Geschichte von der Bühne.
Nach 13 Jahren auf der Piste und insgesamt 37 Weltcupsiegen zog die 33-jährige Slalom-Spezialistin einen Schlussstrich. Am 2. September erklärte die Österreicherin bei einer Pressekonferenz in Wien ihren Rücktritt.
„Es war eine schöne und intensive Zeit, ich habe meinen Sport fast 20 Jahre ausüben dürfen“, sagte Schild, die vier Olympia- und sieben WM-Medaillen bejubeln durfte. Einen allerschönsten Moment habe es trotz vieler Höhepunkte aber nicht gegeben. „Mein erster Weltcupsieg, der WM-Titel, die Comebacks - das war alles wunderschön. Jeder Sieg war großartig. Das sind alles Erfahrungen, die ich nicht missen möchte“, schwärmte Schild, die sichtlich gerührt dem Verband und ihrem Lebensgefährten Benjamin Raich dankte. „Ich kann ihre Entscheidung absolut nachvollziehen“, kommentierte Ex-Konkurrentin Maria Höfl-Riesch. Die dreifache Olympiasiegerin hatte nach der abgelaufenen Saison ebenfalls ihren Rücktritt erklärt.
Mit dem Doppel-Olympiasieger und Alpin-Kollegen Raich ist Schild seit zehn Jahren liiert. Die Salzburgerin schließt nicht aus, ihren Partner auch „bei dem einen oder anderen Rennen in Zukunft zu begleiten“. Im Mittelpunkt soll nun aber das Privatleben stehen, Schild wünscht sich eine eigene Familie. „Ich freue mich jetzt auf eine ruhigere Zeit als zuletzt“, sagte sie.
Neben WM-Gold mit der Mannschaft 2007 in Are wurde die Salzburgerin 2011 in Garmisch-Partenkirchen Weltmeisterin im Slalom. In dieser Disziplin feierte Schild 35 ihrer 37 Weltcupsiege und hält damit den Rekord. Die Slalom-Bestmarke dürfte der Österreicherin lange Zeit erhalten bleiben. Von den aktiven Läuferinnen folgt die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin mit neun Erfolgen. Vier olympische Medaillen (drei davon im Slalom) in Turin, Vancouver und Sotschi belegen ihre Konstanz auf höchstem Niveau über viele Jahre. „Im Slalom war Marlies lange Zeit total dominant“, kommentierte Höfl-Riesch, die es selbst „genossen hat, den Cut zu machen“.
Nicht nur sportlich war sie für Österreich ein Aushängeschild: „Es ist außergewöhnlich, wie Marlies für den Sport gelebt hat. Sie war in jeder Hinsicht ein Vorbild für die Jungen“, lobte ÖSV-Sportchef Hans Pum den langjährigen Ski-Star.
Abgesehen von vielen Erfolgen hatte Schild in ihrer Laufbahn aber auch reichlich Pech: Insgesamt musste sie sich sechs Knieoperationen unterziehen. Nach einem Trainingsunfall in Sölden 2008 schien ihre Karriere schon beendet, Schild musste ein ganzes Jahr pausieren. Obwohl ihr olympisches Gold und die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup verwehrt blieben, tritt die Slalomspezialistin sechs Monate nach Olympia-Silber in Sotschi als eine der ganz Großen der Skiszene ab.