Offene Fragen für Sotschi 2014

Krasnaja Poljana (dpa) - Für den ersten Wettbewerb vor den Augen der Welt erhielten die Olympia-Macher von Sotschi 2014 überwiegend Lob. Die Strecken beim alpinen Weltcup präsentierten sich der Winterspiele würdig.

Doch zwei Jahre vor Eröffnung gibt es natürlich viele Fragen.

Ist Sotschi bereit für Olympia?

Noch braucht es reichlich Vorstellungskraft, wie die russische Vision von Olympia am Ende in der Realität aussehen wird. Der Auftakt der heißen Vorbereitungsphase mit dem ersten alpinen Weltcup gelang jedoch vielversprechend, für die Strecken in Krasnaja Poljana gab es überwiegend Lob. Bei den Sportstätten im olympischen Park stehen zumindest die Rohbauten. Die 48 Kilometer lange Hochgeschwindigkeits- Trasse für Autos und Schnellzug ins alpine Zentrum ist nach offiziellen Angaben zu 80 Prozent fertig, weist aber noch riesige Lücken auf. Bei den Hotels gibt es deutlich Nachholbedarf.

Was ist das Besondere an den Winterspielen in der südlichsten Stadt Russlands?

Sotschi 2014 wirbt mit der Kombination aus dem Flair eines Erholungsorts am Schwarzen Meer und dem alpinem Gebiet am Rande des Kaukasus. Aus der Stadt soll der Schnellzug in 27 Minuten ins Gebirge fahren. Auch die kurzen Wege im Olympiapark überzeugen: Der Fußmarsch von der Endstation bis zu jeder Arena dauert keine halbe Stunde. Es sind die ersten Spiele, bei denen von der Gondel über die Hotels bis zu den Sportstätten alles neu gebaut werden muss.

Werden es die teuersten Winterspiele der Olympia-Geschichte?

Diesen Titel hat Sotschi 2014 bereits jetzt sicher. Auf mehr als 24 Milliarden Euro werden die Baukosten geschätzt, doch damit sind die Investitionen vermutlich lange nicht beendet. Von den insgesamt 1,74 Milliarden Euro im alpinen Areal sei erst ein Viertel geflossen, berichtete Wladimir Potanin, Metallunternehmer und Besitzer von Rosa Chutor. Angetrieben von Gas- und Öl-Milliarden spielt nach überstandener Finanzkrise Geld aber fast keine Rolle mehr. Den finanziellen Aufwand von Peking wird Sotschi vermutlich aber nicht erreichen: Der Gastgeber von Olympia 2008 investierte bis zu 40 Milliarden Dollar in seine Staatsspiele.

Wie sicher sind die Spiele?

Ähnlich wie in Peking vor vier Jahren wird Olympia im Hochsicherheitstrakt stattfinden. Krasnaja Poljana war bei der alpinen Premiere zum militärischen Sperrgebiet ausgebaut, jeder Besucher musste neben mehreren Wachposten auch einen Metalldetektor passieren. Geschätzte 5000 Aufpasser - meist bewaffnet und in Uniform - sorgten bei Besucher für ein sicheres, aber manchmal auch beklemmendes Gefühl.

Wie begeisterungsfähig ist das russische Publikum?

Schwer zu sagen. Die Tribünen bei den ersten Rennen waren höchstens zur Hälfte gefüllt. Echte Fans kamen bis auf einige Skischüler aufgrund der strengen Sicherheitsauflagen kaum auf den Berg, zumindest die freiwilligen Helfer bejubelten die Läufer bei der Zieldurchfahrt nach Kräften. Auch die Startnummernauslosung an der Gondelanlage in Rosa Chutor sahen größtenteils nur Team-Mitglieder. Goldener Glitzerregen, Flammenshow und Feuerwerk machten aber bereits deutlich: An Prunk und Protz wird es bei Olympia nicht mangeln.

Nehmen die Olympia-Macher den Umweltschutz ernst?

In Hochglanzbroschüren und mit hehren Worten versuchen sie diesen Eindruck zu vermitteln. Die Arenen sind nach einem britischen Standard für nachhaltiges Bauen zertifiziert, gefährdete Tier- und Pflanzenarten sollen umgesiedelt werden. Der staatliche Baukonzern Olimpstroi verspricht, 2013 rund 7,7 Millionen Euro für Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur aufzuwenden. Doch Umweltschützer bleiben skeptisch und nennen die Aktionen „Verschwendung von Geld und Ressourcen.“ Ob einige Hallen an anderer Stelle wieder aufgebaut und weitergenutzt werden, hängt von den Investoren ab.