Riesch gelobt, Team getadelt - „Herminator“-Bussi
Flachau (dpa) - Für Maria Riesch gab es im goldenen Konfettiregen bei der Siegerehrung auch noch ein Bussi von Ski-Star Hermann Maier. Nach dem Nachtrennen auf der nach ihm benannten Weltcup-Piste in Flachau lobte der „Herminator“ den Auftritt der deutschen Doppel-Olympiasiegerin.
Und die 26-Jährige selbst schwärmte von „einem meiner schönsten Siege“. Dass sich Riesch den Slalom-Erfolg mit der Finnin Tanja Poutiainen teilen musste, trübte die Freude keineswegs. Durch den nächsten Ausscheider von Lindsey Vonn (USA) vergrößerte sich ihr Vorsprung im Gesamtklassement auf stattliche 196 Punkte.
Nach den zwei Abfahrtssiegen von Lake Louise stand Riesch im WM- Winter zum dritten Mal ganz oben auf dem Stockerl. Und das im Slalom, wo sie als Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Kristallkugelgewinnerin zuletzt alle großen Titel abgeräumt hatte. „Es ist schon was Besonderes. Nach vier zweiten Plätzen habe ich mir den Sieg auch mal verdient“, meinte die 26-Jährige, die im Kampf um die Disziplin- Wertung die Führung von der Österreicherin Marlies Schild übernahm.
„Es ist schön, mal wieder mit dem Roten Trikot zu fahren, aber auch hier zählt das Saisonende“, sagte Riesch, die nach einer nur mehrstündigen Stippvisite „zu Hause“ schon am Mittwochabend die Vorbereitung auf die Technik-Rennen in Maribor am Wochenende in Angriff nahm.
Dort will es Susanne Riesch, die in Flachau wieder ausschied, besser machen. Sie verpasste damit nicht nur eine Seelenmassage, sondern auch eine Aufbesserung des schlechten Mannschafts-Ergebnisses, bei dem Nina Perner als Zwölfte die zweitbeste Deutsche war. Perner war mit der erfüllten halben WM-Norm zufrieden. Alpin-Direktor Wolfgang Maier war es mit dem Abschneiden des Teams, in dem es im Kampf um die WM-Startplätze eng ist, überhaupt nicht.
„Es ist zwar nett, wenn wir mit acht Fahrerinnen im Finale sind, aber hinter der Maria reißen wir komplett ab“, sagte Maier und lieferte gleich eine Begründung für die aktuelle Stagnation einiger Talente mit. „Die fahren einfach keine Attacke, das ist teilweise Besitzstandswahrung, das ist im Sport der verkehrte Weg.“ Zwar verstehe er, dass sich Sportlerinnen über Startplätze Gedanken machen würden, „aber Angriff ist immer die beste Verteidigung“. Besser mit „erhobenem Kopf“ ausscheiden, „als wenn ich ins Ziel runter schleiche und dann wieder bloß 15. werde.“
Weltcup-Punkte gab es noch für Katharina Dürr (13. Platz), Fanny Chmelar (15.), Kathrin Hölzl (17.) und Barbara Wirth (23.). Junioren- Weltmeisterin Christina Geiger, in Semmering noch Dritte, schied wie Susanne Riesch aus. „Ohne Maria wären wir ganz schön blank jetzt gerade“, sagte Maier, der aber bei Susanne Riesch & Co. weiter viel Potenzial sieht. „Beim Slalom geht es so schnell rauf und runter. Aber ich muss die Einstellung haben, dass ich mich das trau' - und die Susi ist eigentlich vom Talent mindestens so gut wie die Maria.“
Vor 15 000 Zuschauern wurde der 54-malige Weltcup-Gewinner Maier in seiner Heimat gefeiert, er selbst lobte Riesch. „Maria hat einen wirklich guten Schwung gehabt“, sagte der 2009 zurückgetretene Ski-Star. Im Zielraum machten viele Sportlerinnen Erinnerungsfotos mit Maier, aber das Sieger-Küsschen gab es nur für Riesch - auch Poutiainen ging da leer aus.