Guay gewinnt vor Jansrud Sander guter Siebter bei WM-Super-G
St. Moritz (dpa) - Als sich Überraschungs-Weltmeister Erik Guay breit grinsend von den Fans feiern ließ und seinen Kumpel Manuel Osborne-Paradis für Bronze herzte, haderte Andreas Sander trotz einer guten Fahrt mit den Hundertstelsekunden.
„Mir sind leider ein paar kleine Fehler passiert“, sagte der Skirennfahrer aus Ennepetal nach Rang sieben im Super-G von St. Moritz. Das beste deutsche WM-Ergebnis in einem Speedrennen seit zwölf Jahren stimmte ihn erst mit etwas Bedenkzeit glücklich: Der Rang ist „genial“. Er war damit sogar besser als jeder Schweizer bei deren Heim-WM.
Weil Josef Ferstl als schwacher 26. (+2,84 Sekunden) und Thomas Dreßen bei seiner WM-Premiere mit einem Ausfall enttäuschten, sorgte Sander für den deutschen Lichtblick. „Das war keine schlechte Leistung“, resümierte der Super-G-Junioren-Weltmeister von 2008. Für ihn sei es beim Saisonhöhepunkt in der Schweiz um „Alles oder nichts“ gegangen. „Der Plan war da, ich habe ihn zu 98 oder 97 Prozent umgesetzt. Und da liegen halt die zwei, drei Zehntel“, meinte er.
Sander hatte sich mit einem fünften Platz beim Super-G von Gröden im Dezember schon in der Weltspitze vorgestellt, und auch bei der WM kämpfte er um das Podium. „Es war gut, aber es wäre noch besser gegangen“, sagte der ambitionierte Profi des Deutschen Skiverbands, der das beste deutsche WM-Ergebnis in Abfahrt oder Super-G seit 2005 einfuhr. „Es waren sechs schneller, und die waren einfach besser.“ Vor zwölf Jahren wurde Florian Eckert Sechster im Super-G von Bormio.
Nicht zu schlagen war Altmeister Guay, der jetzt mit 35 Jahren und 187 Tagen der älteste Weltmeister der WM-Geschichte ist und Titelverteidiger Hannes Reichelt damit in doppelter Hinsicht ablöste. „Es ist absolut unglaublich“, sagte der nun zweimalige Weltmeister aus Kanada, nachdem ihm auf der Corviglia-Piste ein bemerkenswertes Comeback nach seinem spektakulären Sturz knapp zwei Wochen zuvor in Garmisch-Partenkirchen gelungen war. Auf der Kandahar war er bei einem Sprung wild durch die Luft geschleudert worden und auf die Piste gekracht - nur der Airbag bewahrte Guay vor Verletzungen.
„Ich bin schon glücklich, gesund und froh, überhaupt hier zu sein“, sagte Guay in St. Moritz beim Siegerinterview. „Die ganzen Geschichten mit den Verletzungen kommen mir wieder in den Sinn, der Sturz zuletzt, aber ich wollte das alles vergessen.“
Dass am Ende Gold vor dem Favoriten Kjetil Jansrud aus Norwegen (+0,45) und Landsmann Osborne-Paradis (+0,51) heraussprang, konnte er kaum fassen. „Es ist etwas Besonderes, mit Kjetil und Manny auf dem Podium zu sein, das sind meine Freunde“, betonte der 35-Jährige, der 2011 in Garmisch Abfahrts-Weltmeister wurde.
Jansrud zollte Guay Respekt. „Erik hat uns heute gezeigt, wie man es machen sollte. Ich bin sehr glücklich über Silber“, sagte er. „Ich war heute ein bisschen krank, und vielleicht bin ich zu rund gefahren.“ Auf dem Siegerpodest grinsten dann alle Drei in die Kameras, und Osborne-Paradis bekam von den Zuschauern just zu seinem 33. Geburtstag auch noch ein Ständchen gesungen.
Zum Lachen war Ferstl in dem Augenblick nicht zumute. „Verbockt. Fertig. Punkt“, kommentierte der Oberbayer seine Fahrt. „Es ist schwer zu erklären. Vielleicht hab ich zu viel gewollt. Ich hab es einfach probiert, und es ist leider nach hinten losgegangen.“