Siegerin Rebensburg: Wertung „interessiert mich nicht“

Maribor (dpa) - Von der Riesenslalom-Kristallkugel will Viktoria Rebensburg erstmal noch nichts wissen - und von einem Dreikampf mit Lindsey Vonn und Lara Gut um den Gesamtweltcup erst recht nicht.

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„Das interessiert mich jetzt gerade ehrlich gesagt gar nicht“, sagt die deutsche Vorzeige-Skirennfahrerin. Immerhin: Die Athletin aus Kreuth ist mit ihrem zweiten Saisonsieg ein großes Stück näher an die Weltspitze herangekommen. Zwei Siege im Riesentorlauf in Flachau und in Maribor, dazu beachtliche Resultate zuletzt auch in den schnellen Disziplinen Abfahrt und Super-G: Für die Oberbayerin läuft es aktuell wie lange nicht mehr.

Viktoria Rebensburg hat eine komplizierte Zeit hinter sich, auch der bisherige Saisonverlauf erklärt ihre Zurückhaltung: Im vergangenen Winter war sie in Abfahrt und Super-G plötzlich stärker als in ihrer Paradedisziplin Riesenslalom. Daraus ergab sich - nicht nur im Deutschen Skiverband - die logische Annahme, Rebensburg könne über kurz oder lang zu einer Kandidatin für den Gesamtweltcup werden.

Da große Rivalinnen wie Anna Fenniger (verletzt) oder Tina Maze (Sabbatical) nicht dabei sind, schien die Ausgangslage schon in diesem Winter günstig. Dann aber fand Rebensburg in den ersten Rennen der neuen Saison nicht die richtige Abstimmung, die vorderen Plätze waren erstaunlich weit weg. Erst vor Silvester passte das Material.

Möglicherweise gerade noch rechtzeitig. In der Disziplinwertung rangiert sie dank ihres Riesenslalom-Doppelpacks auf Rang zwei, 32 Punkte hinter Eva-Maria Brem (442). Zwei Rennen inklusive dem Saisonfinale in der Schweiz stehen noch aus, die Olympiasiegerin von 2010 kann ihre dritte Kristallkugel aus eigener Kraft gewinnen. „Das ist Zukunftsmusik“, wiegelt sie ab. „Ich geb weiter Vollgas, dann schaue ich, was in St. Moritz rauskommt.“

Theoretisch ist sogar der Gesamtweltcup möglich. Der Rückstand der Deutschen (680 Punkte) auf US-Star Vonn (900) und die Schweizerin Lara Gut (855) ist zwar nicht uneinholbar. Allerdings haben diese Vorteile, „die nächsten Wochen sind Speed-geprägt“, sagte Rebensburg.

DSV-Alpin-Chef Wolfgang Maier hatte sich Ende 2015 immer wieder über Rebensburg äußern müssen. Vor allem darüber, ob die forschen Ziele nicht etwas übertrieben waren. Auch jetzt wurde er natürlich befragt. „Zu dem Thema will ich gar nichts mehr sagen“, wiegelte Maier in Garmisch ab. „Wir schauen, dass wir von Rennen zu Rennen gut fahren. Ob sie Erste oder Dritte wird, das wird sich am Schluss weisen.“

Das Comeback seiner Sportlerin sei nicht überraschend gekommen: „Es ist am Schluss immer eine Frage des Selbstvertrauens. Bei der Vicky war es letztes Jahr ein Hin und Her. Hält der Ski, oder fliegt mir das Ding um die Ohren?“, sagte Maier zur Suche nach der Abstimmung.

Momentan kann sich Rebensburg wieder auf ihre Bretter verlassen - und das auch bei Rennen wie in Maribor, wo hohe Temperaturen und pampiger Schnee die Sportlerinnen vor große Herausforderungen stellten. Vonn und Gut beispielsweise schieden aus.

Rebensburg aber kämpfte sich vor Ana Drev aus Slowenien und der Liechtensteinerin Tina Weirather auf den obersten Podestplatz. „Das war von oben bis unten Voll-Chaos“, analysierte die zwölfmalige Weltcup-Siegerin. An einen Erfolg hatte sie bei der Zieldurchfahrt nicht gedacht, schüttelte ganz verblüfft den Kopf. Und vielleicht ist das ja ein Omen: Auch an Weltcup-Wertungen denkt sie momentan nicht.