Tränen für Keppler beim Super-G-Sieg von Svindal
Gröden (dpa) - Im Ziel rupfte Stephan Keppler seine Skibrille vom Helm, knallte sie wütend in den Schnee und fluchte: „Scheiße, ey.“
Knapp 30 Sekunden lang war der 29-Jährige beim Super-G in Gröden gut unterwegs - dann krachte ihm ein Tor ins Gesicht, die Brille baumelte nur noch am Helm und der Ebinger musste sich bei minus sieben Grad den Rest der Saslong quasi im Blindflug hinunterstürzen. „Die Augen fangen an zu tränen, du hast keine Bodensicht mehr, aber ich hab die Tore gesehen, das reicht ja“, kommentierte er seine Situation. „Da ist dann nicht mehr viel drin, der Fehler hat ja schon ewig Zeit gekostet.“
Am Ende stand Rang 58 - aber auch mit Augenschutz wäre er gegen den bärenstarken Norweger Aksel Lund Svindal bei dessen drittem Saisonsieg chancenlos gewesen.
Für Keppler hatten sich die ersten Meter bei leichtem Schneefall in Italien noch gut angefühlt. „Das war eigentlich genau für mich gesetzt“, sagte er. „Sehr schnell, ein paar schwere Kurven, das liegt mir total. Aber wenn du oben schon so einen Mist baust - ich hab's dann als Trainingslauf noch mitgenommen.“ Alpin-Direktor Wolfgang Maier wertete den Auftritt trotzdem als kleinen Schritt nach vorne, da Keppler noch immer mit den Folgen seiner Verletzung zu kämpfen und daher Trainingsrückstand habe. „Es war bei weitem nicht mehr so viel Gerutsche wie noch in Amerika“, sagte Maier. „Er versucht halt sein Heil im Angriff, da passiert das mal.“
Weniger zufrieden war der Alpin-Chef mit dem Gesamtresultat der deutschen Mannschaft. Die beiden Weltcup-Neulinge Marvin Ackermann und Philipp Zepnik kamen bei ihrer Premiere auf die Plätze 43 und 55. Zepnik haderte im Ziel mit seinem Auftritt und schüttelte den Kopf. „Im Mittelteil war es noch ganz gut, aber unterm Strich bin ich nicht zufrieden. Immerhin werde ich morgen am Start weniger nervös sein“, meinte der 24-Jährige mit Blick auf die Abfahrt am Samstag.
Andreas Sander sammelte auf Rang 30 den einzigen Weltcuppunkt. „Ich bin ziemlich zufrieden und war auch nicht so langsam. Endlich mal ein guter Super-G für mich“, sagte der Westfale nach seinem zweitbesten Resultat in dieser Disziplin. „Das gute Gefühl nehme ich mit in die Abfahrt.“
Auf Svindal fehlten Sander 2,76 Sekunden - aber schon der zweitplatzierte Italiener Matteo Marsaglia hatte über eine Sekunde Rückstand auf den herausragenden Norweger. Dritter wurde Marsaglias Landsmann Werner Heel, 1,12 Sekunden hinter Svindal. „Wir wissen nicht, wie er das macht“, sagte Keppler. „Er fährt den gleichen Ski, den gleichen Schuh wie ich, aber kommt damit einfach besser zurecht.“
Das Ergebnis: Die Führung im Gesamtweltcup mit 132 Punkten Vorsprung auf den Amerikaner Ted Ligety. „Das Material ist besser, die Physis ist besser und skitechnisch passt es auch. Das alles kommt zusammen, es schaut dann gut aus“, sagte Svindal, schränkte aber ein: „Ich muss schon alles geben, damit ich so schnell bin.“