Vonn ist der Superstar ihrer Heim-WM

Vail (dpa) - An ihre erste Heim-WM denkt US-Skistar Lindsey Vonn mit gemischten Gefühlen zurück.

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„Ich war einer der Rutscher und ich habe es gehasst, weil ich um vier Uhr morgens aufstehen musste, um die Piste zu präparieren“, berichtete die 30-Jährige über ihre Rolle bei den alpinen Weltmeisterschaften in Vail und Beaver Creek 1999. „Es war schon toll, aber dieses Mal bin ich froh, dass ich selbst Teilnehmerin bin“, sagte die Doppel-Weltmeisterin von 2009. In Val d'Isère gewann Vonn damals Gold im Super-G und der Abfahrt - in den Rocky Mountains hofft sie jetzt auf eine ähnliche Erfolgsbilanz.

Die erste Gelegenheit auf die Nationalhymne vor heimischem Publikum, darunter erstmals seit ihrem 13. Lebensjahr auch wieder Vonns Großeltern, hat sie im Super-G am Dienstag (19.00 Uhr MEZ). Um sich in Colorado aber mit der deutschen Medaillenhoffnung Viktoria Rebensburg und den anderen Podestkandidatinnen wie Anna Fenninger (Österreich) oder Lara Gut (Schweiz) messen zu können, musste Vonn einen harten Weg zurücklegen. Hinter ihr liegen zwei Knie-Operationen binnen eines Jahres - auch Olympia in Sotschi verpasste sie deshalb.

Ursprung der schweren Zeit war ihre Verletzung bei den Titelkämpfen in Schladming vor zwei Jahren. Im Super-G zerstörte ein Sturz das Kreuzband im rechten Knie, demolierte dazu das Außenband und den Schienbeinkopf. Mit den Russland-Winterspielen im Hinterkopf arbeitete die ehrgeizige Amerikanerin diszipliniert und hart an der Rückkehr. Wie schwierig die Situation für sie war, zeigt auch eine TV-Dokumentation, die im Internet kostenlos verfügbar ist und die ihre Fans in den Staaten vergangenen Sonntag von NBC gezeigt bekamen.

Ebenfalls zu sehen: Wie Vonn an einer eigentlich harmlosen Stelle im Training stürzt und sich erneut am Knie verletzt. Sie startet wenige Wochen später dennoch im Weltcup, muss aber rasch einsehen, dass ihr Sport ein funktionierendes Kreuzband erfordert. Olympia erlebt sie als TV-Expertin von zu Hause, die Medaillen in Russland gewinnen andere.

„Die WM zu Hause war eine große Motivation“, erzählte Vonn kürzlich. Die Karriere beenden - also nach amerikanischen Maßstäben aufgeben - war keine Option. „Aber ich wusste natürlich nicht, wie mein Knie reagieren würde. Da war so viel am Meniskus kaputt, dass ich nicht wusste, ob es nochmals für den Rennsport reicht“, berichtete sie in einem Interview dem „Kicker“ (Montag).

Wie stark Vonn nach ihrem Weltcup-Comeback im Dezember 2014 inzwischen wieder ist, verdeutlicht ihre bisherige Ausbeute im WM-Winter: Zehnmal ist sie gestartet, fünf Rennen hat die Freundin von Golf-Ikone Tiger Woods gewonnen. Mit inzwischen 64 Weltcup-Siegen ist sie seit Januar die erfolgreichste Frau der Alpin-Geschichte.

Mit der WM in Vail und Beaver Creek will der US-Skiverband USSA der Sportart im eigenen Land endlich zum Durchbruch verhelfen. Vonn ist neben der jungen Slalom-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin Mikaela Shiffrin das beste Mittel dafür, findet USSA-Chef Tiger Shaw: „Amerikaner lieben einfach den Erfolg. Sie wollen gewinnen, und Lindsey Vonn verkörpert das perfekt.“